Der

Herr Hackl ist ein geschätzter Kollege im Standard-Sport-Ressort. Der ist hier aber nicht gemeint. Sondern ein Namensvetter, Erbe der ebenso legendären wie beliebten Frau Richter beim Porsche-Austria-Testwagenfuhrpark. Ebenjener Herr Hackl also ist ein netter Mensch und liefert uns Testwagen bei Bedarf direkt an. Den Tiguan etwa.

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Stehen

wir also kurz plaudernd beisammen, schon bildet sich ein kleiner Auflauf. Ein Passant, jung, höflich, "verzeihen sie die Störung", meint, dies sei der erste Tiguan, den er auf der Straße sehe, und fragt ein bisserl neidvoll: "Geht er eh gut?" - "Noch besser!", flunkert der Standard, der Test war ja noch ausständig, und der Herr Hackl trug's uns nicht nach.

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Weil

besser immer besser als "nur" gut ist, testeten wir den Tiguan folglich auf das entsprechende Potenzial. Besser als was, besser als wer, lauten da die relevanten Fragen. Vor allem das Wer. VW ist ja arg spät dran im Kompakt-SUV-Segment, das über Jahre von Japanern (vor allem Toyota RAV4) und Koreanern (Autos à la Hyundai Tucson) geprägt wurde. Zur Verärgerung mancher VW-affiner Kunden, die dann eben fremdgingen.

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Nun

dräut, kaum verfügbar, neues Ungemach: Die Wolfsburger haben die Nachfrage womöglich ebenso konservativ eingeschätzt, wie die Designer das Blechkleid gestalten mussten. Man kommt mit dem Liefern kaum nach, so explosionsartig entwickelt sich die Nachfrage - und selbst das vermeintlich üppige 4000-Stück-Kontingent, das sich der wackere Importeur Porsche Austria für heuer sichern konnte, ist bald ausverkauft. Was sich hier also (und zwar für ganz Europa) abzeichnet, ist folgendermaßen prägnant zusammengefasst: Hier kommt der Golf unter den SUVs.

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Damit

allein ist der Tiguan natürlich noch keinen Deut besser als andere kompakte SUVs. Es ist aber wieder diese Penibilität, diese Liebe zum Detail, das ungemein konsequente Hintrimmen auf praktischen Alltagsnutzen, was diesen SUV auszeichnet, und vielleicht sind wir da wirklich beim Thema "besser" statt "gut".

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Es

ist alles an seinem Platz, man fühlt sich sogleich beheimatet in der VW-Welt. Qualitätsanmutung? Top. Materialanmutung? Sauber - wenn auch nicht unbedingt Premium, Stichwort BMW-X3-Konkurrenz. Da wird man noch auf den Audi Q5 warten müssen, will man im Konzern bleiben.

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Design?

Der Tiguan kommt denkbar konservativ daher, vielleicht ein wenig bieder, auf jeden Fall aber mit optischer Dauerhaltbarkeit, auch das zählt bekanntlich zum VW-Erfolgsgeheimnis. Zwei Motorisierungen sind derzeit verfügbar: 1,4 TSI (150 PS) und 2,0 TDI (140 PS). Avisiert sind aber bereits ein 1,4 TSI mit 170 PS, ein 2,0-Turbo-TSI (200 PS) und ein 2,0 TDI mit 170 PS - sowie, wer Allrad nicht braucht/will, eine Frontantriebsversion (2. Jahreshälfte).

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der Standard

durfte den 2,0 TDI ausführen. Pumpe-Düse ade: Mit diesem 140-PS-Diesel ist VW im Common-Rail-Zeitalter angekommen, und das gleich mit hohem Anstand. 320 Nm, praktisch kein Turboloch, angenehm leise, sparsam - er will allerdings fleißig geschaltet werden. Was Wunder, wenn sich Österreich bisher zu 95 Prozent für diesen Motor entschied.

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Wunder

im Gelände sollte man sich, wie fast generell bei Autos dieses Schlags, nicht erwarten. Immerhin gibt's die Wahlmöglichkeit zwischen zwei "Stadt"-Versionen und einem Offroad-Paket mit der anheimelnden deutschen Benennung Track & Field. Weist unter anderem 18 Grad Böschungswinkel auf und ist somit auch für den Jägersmann unter den Tiguanisti gerüstet.

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Im

Fahrkapitel gibt sich der Tiguan flott und fein ausbalanciert wie ein Golf - das ist zweifellos Pkw-Niveau. Und so geht der erste VW-Kompakt-SUV nicht nur gut, sondern in manchen Kapiteln eben sogar besser.

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Wer

sich beim Tiguan für die Ausstattungsversion Track & Field entscheidet, hat womöglich mehr vor, als immer nur auf Straßen zu fahren. (Stockinger, AUTOMOBIL, 25.01.2008)

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Volkswagen

>>>Zweite Meinung

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ZWEITE MEINUNG

Nun ist es so weit: Die zum damaligen Zeitpunkt richtige Entscheidung, auf Pumpe-Düse-Einspritzung zu setzen, wurde von den enormen Fortschritten in der Common-Rail-Technik überholt. VW hatte gewissermaßen das Problem des Pioniers. Die Vorteile aufseiten der Dynamik und Sparsamkeit des Pumpe-Düse-Prinzips wurden von den Nachteilen in der Geräuschentwicklung überlagert.

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VW

wird nun sukzessive auf Common-Rail umsteigen. Im Tiguan ist der erste Breite-Masse-TDI mit dieser Technik erhältlich. Ein überzeugendes Ergebnis: Von der gewohnten Dynamik geht nichts ab, der Motor läuft aber deutlich sanfter als seine Vorgänger. (rs, AUTOMOBIL, 25.01.2008)

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