Margret Funk, Reinhard Einwaller: "Der Preis soll dazu beitragen, das Qualitätsbewusstsein zu steigern. In puncto Image hat die Branche einiges nachzuholen."

Fotos: epmedia, Immobilien Funk
STANDARD: Vergangene Woche fand zum dritten Mal die Verleihung des Immobilienpreises statt. Was genau ist der Cäsar?

Einwaller: Ich würde ihn als österreichischen Immobilien-Oscar bezeichnen. Er ist der Versuch, der Immobilienbranche eine Identität zu geben und Gemeinsames und Verbindendes all derer hervorzuheben, die in diesem Wirtschaftsbereich tätig sind.

STANDARD: Was waren die Beweggründe, diesen Preis ins Leben zu rufen?

Einwaller: An 364 Tagen im Jahr stehen die Branchenmitglieder im Konkurrenzkampf zueinander. Die Cäsar-Verleihung ist die Gelegenheit, aus diesem Konkurrenzkampf herauszutreten und sich über die gemeinsamen Errungenschaften zu freuen.

STANDARD: Wie wird dieser Preis finanziert?

Einwaller: Ausgelobt wird der Cäser von der epmedia in Kooperation mit dem Fachverband der Immobilientreuhänder der WKO. Die Finanzierung des Preises erfolgt im Rahmen des Immobilienballes, der unlängst über die Bühne ging. Die epmedia, die sich ja auf Immobilienkunden spezialisiert, will sich bei der Branche mit diesem Preis bedanken.

STANDARD: Wird der Cäsar außerhalb der Branche überhaupt wahrgenommen, gibt es ein Echo aus der Bevölkerung?

Funk: Das ist nicht die Absicht. der Cäsar ist ein Preis, der sich an die Branche richtet, nicht so sehr an die Bevölkerung.

Einwaller: Der Preis soll dazu beitragen, das Qualitätsbewusstsein zu steigern. Dabei geht es schlicht um Vorbildwirkung und darum, den Beweis anzutreten, dass sich Qualität immer durchsetzt.

STANDARD: Können Sie ein paar markante Sieger aufzählen?

Funk: Wir haben unterschiedliche Kategorien, in denen wir Preise vergeben (siehe Anhang, Anm.). Bester Hausverwalter ist Christoph Kothbauer mit seiner online hausverwaltung. Erfreulich ist, dass er sein Know-how im Zuge von Lehrtätigkeit und Publikationen weitergibt. Bester Bauträger ist Daniel Jelitzka, Geschäftsführer von Dr. Jelitzka+ Partner. Wir haben uns für ihn entschieden, weil er im heiß umkämpften Wiener Innerstadtbereich zwischen Ring und Gürtel gleich sieben Bauträgerprojekte erwerben konnte. Außerdem ist sein Marketing mit Webcams und gebührenfreier Telefonnummer innovativ.

STANDARD: Wer wurde heuer für sein Lebenswerk gekürt?

Einwaller: Hier fiel die Wahl einstimmig auf Alfons Metzger, den Begründer der Immobilienbewertung in Österreich. Er hat sich sein ganzes Berufsleben dem Aufbau und der Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Österreich verschrieben. Unter anderem war er auch als Weltpräsident des Immobilienverbandes Fiabci tätig.

STANDARD: Mit "klein, aber fein" gab es in diesem Jahr erstmals eine neue Kategorie.

Funk: Die Immobilienbranche besteht überwiegend aus Klein- und Mittelunternehmen - und nicht aus den Tycoonen. Mit dieser neuen Kategorie sollen deren Leistungen gewürdigt werden. Erster Preisträger wurde Leonhard Pertl, Inhaber von AP Immobilien aus Innsbruck - eine Firma, die breit gefächert ist und über ein gutes Image verfügt.

STANDARD: Warum haben Sie den sogenannten Frauenpreis heuer nicht mehr ausgelobt?

Einwaller: Es gab bei den letzten beiden Jahren viel zu wenig Bewerbungen. Ich denke, den erfolgreichen Frauen in der Immobilienbranche, die es zweifelsohne gibt, fehlt es an Neigung zum Selbstmarketing. Sie sind offenbar eher teamorientiert und stellen sich nicht so gerne in den Vordergrund. Ich würde mir wünschen, dass die Frauen in den bestehenden Kategorien verstärkt kandidieren.

STANDARD: Kann der Cäsar dazu beitragen, das schlechte Branchenimage zu verbessern?

Einwaller: Ich glaube nicht, dass das Image so schlecht ist wie Sie sagen. Aber über mehr Qualitäts- und auch Selbstbewusstsein kann man das Image sicherlich noch heben.

STANDARD: Wo sehen Sie hier Österreich im internationalen Vergleich?

Funk: Fast überall in Westeuropa hat sich das Qualitätsdenken längst durchgesetzt. Selbst in Osteuropa gibt es zunehmend mehr Länder, in denen die Immobilienbranche über ein hohes Image verfügt. In Österreich hat die Branche in puncto Image meines Erachtens sehr wohl noch einiges nachzuholen. Ich bin davon überzeugt, dass der Cäsar langfristig zu einer Verbesserung des Stellenwertes der Immobilienberufe in unserem Land beitragen wird. (Gerhard Rodler, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.1.2008)