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Wien - Frauen sind nicht nur wirtschaftlich diskriminiert, sondern in Folge dessen auch gesundheitlich stärker belastet. Das betonten SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer und die niederösterreichische Gesundheitslandesrätin Karin Kadenbach auf einer Pressekonferenz. Die Politikerinnen verwiesen auf Zahlen der Statistik Austria, wonach Frauen nicht nur ihren Gesundheitszustand subjektiv schlechter einschätzen als Männer, sondern auch häufiger an Migräne und Schlafstörungen leiden. Zur Verbesserung der Situation forderte Prammer unter anderem erneut flexible Arbeitszeitmodelle und verpflichtende Frauenquoten in Unternehmen.

Weibliches Phänomen

Während bei der Gesundheitsbefragung 2006/2007 der Statistik Austria 77,8 Prozent der Männer der Meinung waren, einen guten oder sehr guten Gesundheitszustand zu haben, lag dieser Anteil bei den Frauen bei 73,4 Prozent. 41,5 Prozent gaben weiters an, im vergangenen Jahr unter Schmerzen gelitten zu haben, bei Männern waren das nur 35,4 Prozent. Die Migräne ist ebenfalls ein weibliches Phänomen: 25,5 Prozent der Frauen leiden darunter, aber nur 11,3 Prozent der Männer. Auch von Schlafstörungen sind mit 30,7 Prozent erheblich mehr Frauen als Männer mit 20,8 Prozent betroffen.

Mehrfachbelastungen

Die gesundheitliche Mehrbelastung von Frauen resultiere aus deren ökonomischen Schlechterstellung. Schließlich hätten sie es nicht nur am Arbeitsmarkt schwerer, sondern müssten auch den überwiegenden Teil der Haus- und Erziehungsarbeit leisten, betonte Kadenbach. Laut Niederösterreichischer Frauenstudie sind Frauen für ganze 80 Prozent der Hausarbeit verantwortlich. Hinzu kommt, dass sie auch meist in besonders belastenden Berufen, wie der Alten- und Krankenpflege tätig sind.

Prammer für flexiblere Arbeitszeitmodelle

Zu Verbesserung der Situation wollen die SPÖ-Frauen "an allen Ecken und Enden" ansetzen. So pochte Prammer einerseits auf verpflichtende Frauenquoten für Führungsjobs in Unternehmen sowie auf flexiblere Arbeitszeitmodelle. Bei letzterem will Prammer zunächst das Gespräch mit den Sozialpartnern suchen, da von flexibleren Angeboten vor allem auch die Wirtschaft profitiere.

Kadenbach betonte die Notwendigkeit des flächendeckenden Ausbaus von Kinderbetreuungsplätzen sowie der gratis Nachmittagsbetreuung. So gebe es in Niederösterreich vor allem bei den Unterdreijährigen deutlichen Aufholbedarf, erklärte sie. Weiters möchte die Landesrätin den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in ihrem Bundesland forcieren.

Bestätigt durch Genderbericht

Bestätigt in ihren Anliegen fühlen sich die SPÖ-Vertreterinnen von den Ergebnissen des jüngsten EU-Genderberichts. So sei die hohe Teilzeitarbeitsquote von Frauen, die Einkommenschere, die erhöhte Armutsgefährdung und der geringe Anteil von Frauen in Spitzenpositionen in Österreich nach wie vor Realität. Das Durchstoßen der gläsernen Decke in Österreich sei schwieriger denn je, was zeige dass zwischen 2001 und 2006 "viel zu wenig uns falsche Frauenpolitik" betrieben worden sei, so die Nationalratspräsidentin. (APA)