Allein das Zuhören ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Dem anderen beim Reden die gebührende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen ist eine zivilisatorische Errungenschaft, die nur mit allerhöchster Selbstdisziplinierung erreicht werden kann. Nasenbohren, Fingernägelfeilen und das Abfragen der Fußballergebnisse am Handy sind dabei ebenso unangebracht wie Flirtversuche mit dem Therapeuten.
Für diese Anstrengung sollte sich jeder, aber auch wirklich jeder, gebührend belohnen - und nach dem Zuhören wenigstens unwidersprochen recht behalten dürfen. Dass das nicht geht, ist sehr schade, liegt aber in der Natur der Sache. Und das letzte Wort hat dann wieder einmal der Therapeut.
Contra---
Von Christoph Winder
Ist es ein Nomen, ist es ein Verb, ist es ein Possesivpronomen gar? Wie auch immer: Das letzte Wort zu haben, ist eine Sache von schillernder Ambivalenz. Wenn man es positiv betrachtet, hat der Inhaber der letzten Worte die Vermutung der Durchsetzungskräftigkeit und des stärkeren Argumentationsgeschicks für sich.
Aber, ins Negative gewendet: Gibt es in Wahrheit etwas Nervenderes als jene Menschen, die nicht davor zurückschrecken, "Dialoge" vom Typus "Ist es nicht!" - "Ist es doch!" - "Ist es nicht!" - "Ist es doch!" ad infinitum weiterzuführen, eben nur, um das letzte Wort zu haben? Ebenso gut könnte man auch mit einem Maulesel debattieren.