Der mysteriöse Fall des in London ermordeten abgesprungenen Ex-Agenten Litwinenko und der Aufstieg seines einstigen Kollegen und mutmaßlichen Mörders Lugowoj sogar zum neugewählten Abgeordneten des russischen Parlamentes zeigen ebenso wie die noch immer unaufgeklärte Ermordung der mutigen Journalistin Anna Politkowskaja, dass die Geheimdienste einen Staat im Staate bilden.
Stellenwert der Nachrichtendienste gestiegen
Unter der Herrschaft des einstigen KGB-Oberstleutnants Präsident Wladimir Putin ist der Stellenwert der Nachrichtendienste in den Medien und in der Politik gewaltig gestiegen. Nichts könnte diese Entwicklung überzeugender illustrieren als die für ausländische Beobachter verblüffende Tatsache, dass Premier Fradkow im Herbst 2007 nach seiner Ablöse sofort zum Chef des für die zivile Auslandsaufklärung verantwortlichen KGB-Nachfolge-Dienstes SWR (mit geschätzten zehn- bis fünfzehntausend Angestellten und Agenten im In- und Ausland) ernannt wurde. Ein klarer Beweis dafür, dass Fradkow, vorher Chef der Steuerpolizei, keineswegs ein "gewöhnlicher" Wirtschaftsexperte, sondern ein mit allen Wassern gewaschener Geheimdienstler gewesen ist.
Dass Russland mit Geschick die Energieherrschaft in Mitteleuropa ausbauen kann, hängt wohl nicht nur mit der Kontrolle der Pipelinekapazitäten, sondern wohl auch mit der Kenntnis der in Moskauer Archiven befindlichen Geheimdienstdossiers über bulgarische, serbische, slowakische und ungarische Politiker und neureiche Oligarchen zusammen. Was übrigens profil-Außenpolitiker Hoffmann-Ostenhof über die in Wien tätigen ausländischen Spione und über ihre Versuche, österreichische Journalisten anzuwerben oder abzuschöpfen, schrieb, kann ich als früherer Chefredakteur der ORF-Ostredaktion vollauf bestätigen, wobei man auch die polnischen, ostdeutschen und ungarischen, tschechischen und slowakischen Helfershelfer der sowjetischen Dienste nicht vergessen darf.
An höchster Stelle