Ikone der Kunstgeschichte: Pierre-Auguste Renoirs "La Loge or L'Avant-scène" aus dem Jahr 1874 soll bei Sotheby's bis zu 4,6 Millionen Euro bringen.

Foto: Sotheby's
Unterm Bett zog Sotheby's-Experte Patrick Legant drei wunderbar erhaltene Blätter Gustav Klimts hervor.


London – Manche Werte werden in Banksafes verborgen, andere Schätze unter dem Bett. Klingt vorsintflutlich, ist aber Realität. Gegenüber dem gerahmten Platz an der Wand hat das sogar konservatorische Vorteile, die sich etwa in der Farbfrische einer Zeichnung äußern, wie in einem aktuellen Fall. Bei Sotheby's London gelangen in der Sektion German & Austrian Art im Rahmen der Auktionen Impressionist & Modern Art (5./6. Februar) insgesamt fünf über die Österreich-Niederlassung akquirierte Odien zur Auktion.

Natürlich finden sich derlei Provenienzangaben nicht im Katalog angeführt, da ist dann schlicht zu lesen: ehemals Sammlung Richard Teschner.

Warum der Besitzer der drei Klimts auf ihnen schlief? "Weil es besonders erotische Aktzeichnungen sind", lautet Patrick Legants Fazit. Die Erwartungen werden je Blatt zwischen 112.000 und 209.000 Euro beziffert, auch weil es sich hierbei "nicht wie so oft um Vorstudien zu Gemälden, sondern um eigenständige Zeichnungen handelt", erklärt der Director Impressionist & Modern Art.

Insgesamt, so schätzt Sotheby's, könnte sich der Umsatz aus den nun angesetzten Auktionen dieser Sparte am Ende um die 100 Millionen Pfund bzw. umgerechnet rund 134 Millionen Euro belaufen. Bei der Vergleichsauktion 2007 notierte man allein für den Evening Sale 95 Millionen Pfund, den höchsten Umsatz einer Auktion in Europa.

Die Jahresbilanz der Sparte schlug sich mit 1,16 Milliarden Dollar zu Buche, was einem Zuwachs von fast 25 Prozent gegenüber 2006 (932,4 Mio. USD) entspricht. Zum Vergleich: Christie's gab hier Ende vergangener Woche ein Impressionisten-Total aus allen Niederlassungen von 1,44 Milliarden Dollar bekannt.

Sotheby's heißeste Pferde im Rennen: Ein 1938 ausgeführtes Porträt Dora Maars von Picasso, das aus der legendären Sammlung Heinz Berggruens stammt. Die Taxen belaufen sich auf 6,5 bis 8,5 Millionen Pfund bzw. 13 bis 17 Millionen Dollar oder umgerechnet 8,72 bis 11,4 Millionen Euro. 2006 war ebenfalls bei Sotheby's – über das New Yorker Headquarter – ein Dora-Maar-Porträt von Picasso, von 1941 und mit einer höheren Taxe (50–70 Mio. Dollar) ausgestattet, mit 95,21 Millionen Dollar zum teuersten Auktions-Lot des Jahres avanciert.

Ebenfalls ein Rekordanwärter ist Pierre-Auguste Renoirs La Loge or L'Avant-scène von 1874 (2,5–3,5 Mio. Pfund / 3,35–4,69 Mio. Euro), eine Version des im Courtauld Institute in London von Touristenströmen bewunderten Gemäldes. Dazu kommen noch Highlights wie Alexej von Jawlenskys Schokko (Schokko mit Tellerhut), für das ebenso bis zu elf Millionen Euro erwartet werden wie für Franz Marcs Weidende Pferde III, dem einzigen Werk aus der legendären Serie, das noch in Privatbesitz war. Nicht weniger prominent gibt sich das Gefolge bei Christie's (4./5. Februar), das bis zu 120 Millionen Pfund oder 160,75 Millionen Euro bringen will. Darunter ein wunderbares Gemälde Kees van Dongens (L'Ouled Na, 2–3 Mio. Pfund) oder zwei hochwertige Arbeiten Picassos, darunter das ebenfalls 1938 gemalte Femme au chapeau (2,5–3,5 Mio. Pfund) sowie das im Alter von 20 Jahren ausgeführte Danseuse espagnole von 1901 (3–4 Mio. Pfund). In der Sektion German & Austrian Art gehören neben den Schiele-Arbeiten aus dem Fundus von Ronald S. Lauder (siehe auch der Standard, "Lauders Kategorien", 10. Jänner 2008) vier Arbeiten Karl Schmidt-Rottluffs aus der Sammlung Wilhelm Niemeyers zu den Höhepunkten. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2008)