Rada-Maria Weishäupl beschäftigt sich mit Bose-Einstein-Kondensaten.

Foto: Eva Kelety
Zu Mittag übergibt Rada-Maria Weishäupl die Betreuung ihrer Kinder an ihre Mutter – und geht an das Institut für Mathematik der Universität Wien. Dort herrscht etwas mehr Ruhe. Die räumliche Trennung ist für ihre intensive Kopfarbeit einfach notwendig.

Im Rahmen des Hertha-Firnberg-Programms des Wissenschaftsfonds FWF will sich die 29-jährige gebürtige Rumänin ein Phänomen vorknöpfen, das physikalisch und mathematisch viele Herausforderungen bietet. Es geht um die Simulation, Modellierung und Analyse von Bose-Einstein-Kondensaten (BEC), jenem Aggregatzustand nahe dem absoluten Nullpunkt, in dem Atome in das allerniedrigste Energieniveau stürzen und sich kollektiv verhalten. Sie plant, Simulationen an der nichtlinearen Schrödinger-Gleichung durchzuführen, um einerseits verschiedene Parameterbereiche zu analysieren und andererseits mehr über das Verhalten von Zwei-Komponenten-BEC oder BEC im Dipol zu erfahren.

Ihr Projekt vergleicht Rada Weishäupl mit den Anfängen des Lasers, dessen Strahlen man zwar erzeugen, aber erst nach und nach auch verwenden konnte. Bis zur erhofften Bewilligung des FWF Mitte 2008 wird ihre Arbeit durch das Stipendium „For Women in Science“ finanziert, vergeben von L’Oréal in Kooperation mit der Unesco und der Akademie der Wissenschaften, unterstützt vom Wissenschaftsministerium. Wenn das Stipendium beim Wissenschaftsfonds durchgeht, wird sie auch lehren, was ihr noch „gemischte Gefühle“ bereitet, wiewohl sie viel Nachhilfeunterricht gegeben hat – auch für Studierende.

Technische Mathematik an der TU-Wien zu belegen war für die Maturantin schlicht „selbstverständlich“. Sie war mehrfache Mathematikolympiadenteilnehmerin. Mit einer eher anwendungsorientierten Studienrichtung wollte sie im Zweifelsfall auch fit für die Wirtschaft sein.

Mathematik immer wieder entdecken

Rund eineinhalb Jahre programmierte sie während des Diplomstudiums beim Wiener Hightech-Unternehmen Frequentis, wandte sich mit der Teilnahme am Wissenschaftskolleg Differenzialgleichungen, die alltägliche Phänomene wie das Schwingen einer Saite oder das Schmelzen von Eis beschreiben, aber wieder ganz der akademischen Forschung zu, „um wieder mehr Mathematik zu machen“, ein Studium, das sie 2007 abgeschlossen hat. Für das Berufsbild Wissenschafterin hält sie viel Motivation, Faszination und die Fähigkeit, Mathematik immer wieder zu entdecken, für notwendig. Am eigenen Fach begeistern sie die logischen Schlussfolgerungen und auch die Möglichkeit, Anwendungen zu finden.

Schon 1991 kam die Wissenschafterin aus Turda mit ihrer Familie nach Wien. Studium und Forschungsaufenthalte führten sie nach Mailand, wo sie ihre Diplomarbeit verfasste, an die Technische Universität Berlin, an die Universität Paul Sabatier in Toulouse und an eine Hochschule in Santiago de Chile. Sie spricht inzwischen neben Rumänisch und Deutsch auch Italienisch, Englisch, leidlich Französisch und etwas Spanisch.

Ihren Mann, einen Wirtschaftsinformatiker, lernte sie ebenfalls auf der Uni kennen. Es war wichtig zu sehen, „was ich will. Es gibt gängige Schemata, aber man muss herausfinden, was für einen selbst passt.“ In ihrem Fall ist das wohl eindeutig Forschung und Familie. Abends sieht sie sich gerne gute Filme an – im Kino und wegen des organisatorischen Aufwands auf DVD – und liest Romane. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2008)