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Wettlauf um die Ölproduktion in Afrika.

Foto: AP/George Osodi

Luanda - Selbst für viele Branchenkenner kam Angolas Beitritt zur Opec im Januar 2007 überraschend. Immerhin hat das Öl-Kartell seit den siebziger Jahren keine neuen Mitglieder mehr aufgenommen. Doch auch wenn über die Hintergründe der Entscheidung bis heute weitgehend geschwiegen wird, in Industriekreisen gilt die frühere portugiesische Kolonie seit längerem als heißer Anwärter auf den Posten des wichtigsten Ölproduzenten in Schwarzafrika. Es könnte damit Nigeria den Rang ablaufen - Der weltweit achtgrößte Öl-Exporteur musste seine Produktion zuletzt um ein Fünftel herunterfahren, weil Rebellen im Niger-Delta für Unruhen sorgen und ausländische Unternehmen ihre dortigen Investitionen überdenken.

 

Mehr als eine Million Barrel Rohöl pro Tag

Schon heute produziert Angola mehr als eine Million Barrel Rohöl pro Tag. Bis 2008 soll sich die Menge mindestens verdoppeln, da neue Felder erschlossen werden. Dann wäre das Niveau von Nigeria - das im Januar 2,15 Millionen Barrel täglich vorweisen konnte - beinahe erreicht. Zu den größten Investoren in Angola zählen derzeit der US-Energiekonzern Exxon Mobil und das französische Unternehmen Total. Auch die chinesische Sinopec ist vertreten, schließlich sind die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Volksrepublik und Angola besonders eng.

Stabilität

Zu Gute kommen dürfte der Regierung in Luanda vor allem, dass das südwestafrikanische Land als relativ sicher und friedlich gilt - und das, obwohl dort wie in vielen anderen afrikanischen Staaten auch jahrelang ein Bürgerkrieg herrschte. In Nigeria hingegen sorgt die Bewegung zur Befreiung des Niger-Deltas immer wieder für Unruhen. Mit der Entführung von Ausländern und Anschlägen auf die Öl-Anlagen will sie eine größere Beteiligung der Bevölkerung an den Ressourcen erzwingen. Beobachter warnen vor einer Verschärfung der Lage vor den Wahlen im April.

Mitspracherechte

Die ausländischen Firmen dürften die Aufnahme ihres Partners in die Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) Kreisen zufolge kaum schätzen, da so der Spielraum für individuelle Verträge eingeschränkt wird. Doch Angola selbst betrachtet dies als logischen Schritt. Die Mitgliedschaft verleihe dem Land als Öl-Produzent vor allem Glaubwürdigkeit, sagt ein hochrangiger Regierungsvertreter. Zudem habe Angola nun Mitspracherechte bei wichtigen Entscheidungen des Kartells mit seinen nunmehr zwölf Mitgliedern.

Für den Afrika-Experten Nicholas Shaxson vom Royal Institute of International Affairs in London ist diese Sichtweise der angolanischen Regierung indes neu. Lange Zeit habe sich das Land dagegen gewehrt, internationalen Clubs beizutreten, weil es die eigene Unabhängigkeit gefährdet sah, betont er. Nun sei abzuwarten, wie Angola mit seinen stetig steigenden Produktionsmengen auf eventuelle Kürzungen der offiziellen Opec-Fördermenge reagieren werde. Solche Drosselungen stünden der Philosophie der staatlichen Ölfirma Sonangol absolut entgegen. (Zoe Eisenstein/Reuters)