VJs at work! Fritz Fitzke, der dritte Mann bei Kruder & Dorfmeister, ist beim Festival Sound:Frame live zu erleben.

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Visualist Fritz Fitzke wünscht sich eine Angleichung der Wertigkeiten zwischen DJ und VJ.

Foto: STANDARD /Cremer

Das mit der Lichtorgel, das war früher. Eine subversiv zusammengestellte Verkehrsampel mit drei bunten Glühbirndln holt heute keinen Partytiger mehr aus dem Baum, da braucht es schon bedeutend mehr. Mit dem globalen Aufstieg der elektronischen Musik und der sie begleitenden DJ-Kultur entstand aus einer gewissen Not heraus der Videojockey, der oder die VJ.

Not deshalb, weil die Spannung auf einer Bühne, auf der ein DJ Platten wechselt, enden wollend ist. Um das traditionelle Muster "Alle schauen auf die Bühne" zu brechen, begannen Clubs und DJs verstärkt Visuals einzusetzen.

Einer der erfolgreichsten, bekanntesten und auch besten Produzenten dieser Bilder ist Fritz Harand, besser bekannt als Fritz Fitzke. Er begleitet seit gut zehn Jahren optisch die DJ-Sets von Kruder & Dorfmeister (K&D), Tosca und anderen Künstlern der G-Stone-Familie.

Bei dem am Freitag beginnenden "Festival zur Visualisierung elektronischer Musik", dem "Sound:Frame", und der Ausstellung im Künstlerhaus, ist er einer der Stars. Wie bedeutend der 47-Jährige ist, formulierte Richard Dorfmeister in einem STANDARD-Interview: "Mit dem Fritz steht und fällt ein K&D- oder Tosca Set. Er ist immens wichtig."

Fitzke: "Das ist natürlich der feuchte Traum eines jeden Visualisten, wenn Künstler sagen, ich kann ohne dich nicht auskommen. Das ist echt schön und es freut mich, dass ich die Jungs so abhängig gemacht habe von mir." Der gelernte Fotograf hat mit Dia-Projektoren und Videos begonnen. Ein großer Entwicklungssprung war das Auftauchen von Video-Software: "Endlich konnte man die Geschwindigkeit der Bilder an jene der Musik angleichen. Das gab's davor nicht."

"Sound:Frame" bemüht sich, die Visualisten aus der Partyecke raus zu bekommen und sie als eigenständige Künstler zu zeigen. Wie sieht Fitzke dieses Anliegen? "Ich bin da total offen und mag mich gar nicht festlegen, ob meine Arbeit künstlerisch ist oder nicht. Mir ist es sehr recht, wenn sich das in viele Richtungen entwickelt. Wobei viele Visualisten eher Videokünstler sind. Ich trenne zwischen Projektionskunst und Visuals – als was ich meine Arbeit einschätze – und Videokunst, weil es was anderes ist, wenn man für einen Bildschirm produziert, als für möglichst große Flächen und die Enge des Kastls verlässt. Ein Videokünstler filmt was und spielt es ab, ich dreh etwas, bearbeite es im Computer, dreh die Kontraste hoch, bis das Ergebnis das richtig drückt, sonst fehlt die Dynamik. Das ist wie im Audiobereich, wo ja auch gemastered wird."

Bilder aus dem Bauch

Die fertigen Produkte spielt Fitzke dann jedoch nicht schnöde als optischen Track zur Musik ab, sondern begleitet die Sets ebenfalls live. Wie bitte geht das?

Fitzke: "Das macht der Bauch. Es ist eine meine Stärken, dass ich live sehr schnell auf die Musik reagiere und meine vorbereiteten Videos, die ich ständig erweitere, entsprechend einsetze. Live gut reagieren zu können, ist auch für meine Jobs bei Theaterproduktionen oder Präsentationen wichtig, wo ich quasi in Echtzeit etwas machen kann."

Unterschiedliche Ästhetiken gibt es schon aufgrund der unbeschränkten Möglichkeiten viele; richtige Schulen zeichnen sich nicht ab.

Fitzke: "Ein Zweig kam aus dem Techno-, Goa- und Trancebereich. Inzwischen hat sich das in viele kleine Richtungen aufgesplittert. Musik generiert teilweise selbst die Bilder, andere arbeiten bloß mit Überblendungen."

Als Urgestein der Szene hat Fitzke seinen eigenen Stil: "Ich habe mir über die Jahre sicher eine eigene Bilderwelt und Bildsprache erarbeitet. Ich finde es sehr wichtig, dass VJs daran arbeiten. Ich habe ja sehr viel künstlerische Fotografie gemacht, Dunkelkammerbearbeitungen. Daraus hat sich eine eigene Bildsprache entwickelt, die man, glaube ich, schon wiedererkennt. Allein die Technik zu beherrschen macht noch keine Kunst. Und nicht jede Möglichkeit ist schon eine Idee. Viele sind halt noch am Suchen."

Was sieht und wünscht sich Fitzke für die Zukunft? "Mir ist wichtig, dass ich immer auf der Bühne stehe, man kann besser reagieren und wird nicht zum reinen Techniker degradiert – nichts gegen Techniker! Schön wäre, wenn sich auch die Wertigkeiten angleichen würden. Ein VJ bekommt immer noch nur einen Bruchteil der Gage eines DJs, dabei hat er den ungleich höheren Aufwand im Vergleich zu einem DJ, der mit Plattenkoffer anreist, der Rest steht fertig aufgebaut da. Der VJ baut auf, ist die ganze Nacht dort und baut wieder ab."

Und sonst? "Wir haben in Wien eine recht schöne VJ-Community . Als solche träumen wir alle von einem Club mit Resident VJs. Interessenten bitte melden!" (Karl Fluch / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.1.2008)