So köstlich wie klein: Die Sushi-Bar im Erdgeschoß des Grand Hotel bei den Ringstraßen-Galerien am Kärntner Ring.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Das österreichische Sushi-Paradoxon, wonach in einem Land mit rekordverdächtig niedrigem Fischverzehr ausgerechnet Billigst-Sushi fragwürdiger Frische ohne Maßen konsumiert werden, bleibt auch an dieser Stelle ungelöst. Hier gibt es bloß die Eröffnung einer japanischen Sushi-Bar zu berichten, in der roher Fisch und Meeresfrüchte in exquisiter Qualität und Frische geboten werden - was in einem Binnenland ganz erheblicher Logistik bedarf. Das "Unkai Sushi" ist im Erdgeschoß des Wiener Grand Hotel untergebracht, in dessen Luxus-Japaner "Unkai" man schon bisher rare Delikatessen der japanischen Hochküche (auch Sushi und Sashimi) ordern konnte, allerdings in einem Spannteppichambiente, das der Qualität des Gebotenen längst nicht mehr gerecht wird. Das, so viel nebenbei, soll sich spätestens nächstes Jahr ändern. Fachgerechtes Zerteilen Bis dahin kann man mit den japanischen Sushi-Meistern der kleinen Bar vorliebnehmen, die seit vergangener Woche in einem der Hotellobby abgezwackten Eck des Grand Hotels ihren Dienst versehen. Dieser beinhaltet durchaus auch das fachgerechte Zerteilen eines fangfrischen Bluefin-Tuna (Gewicht: zwischen 200 und 800 Kilo), was, wie vergangenen Freitagmorgen, dann zu erheblichen Menschentrauben vor den großen ringseitigen Fenstern führt. Dafür gibt es hier Sushi und Sashimi in einer Qualität, wie man sie anderswo in Mitteleuropa eher nicht finden wird: allerbesten Toro etwa - zartschmelzendes, fettes und besonders gesuchtes Fleisch aus dem Bluefin-Bauchlappen - oder taufrischen, kaum gesalzenen Lachsrogen; Seeigel-Kaviar, der die wohl konzentrierteste Form wilder Meeresfrische darstellt, Softshell-Krabben und exotische Köstlichkeiten mehr, die natürlich nicht ganz billig sind. Das ist auch in Ordnung so, die Bar ist nämlich winzig. Zu alldem trinkt man japanisches Bier vom Fass (!) oder einen der vielen edlen Sake, die hier vorrätig sind. (Severin Corti/Der Standard/rondo/18/01/2008)