Die

japanische Mittelklasselimousine GS 450h ist auch mit Hybridmotor nicht der Obersparmeister, aber Maßstab für ein kultiviertes Automobil. Es kann aber auch anders, ganz anders.

Foto: Stockinger

Männer
und ihre Spielsachen. In einem Lexus mit Hybridantrieb ist es immer wieder das Infodisplay, das mit bunten Digitalgrafiken anzeigt, welches Aggregat gerade wohin Energie liefert. Der Ehrgeiz packt den Autor dieser Zeilen jedes Mal, möglichst viel mit dem Elektromotor zu fahren. Vor allem bei Fahrten im Kriechgang im Stadtverkehr gelingt dies auch ganz gut.

Foto: Stockinger

Wenn
dann wieder Fahrmanöver gefragt sind, die Schub benötigen und der mächtige xxx-PS-Benzinmotor ins Geschehen eingreift, ist man fast wieder enttäuscht. Wohlgemerkt: nicht ganz von den Leistungsdaten. Eher vom Verbrauch: Die elf Liter, die der famose Bordcomputer errechnet, sind nicht wirklich sparsam. Es gibt Limousinen mit modernen Dieselmotoren, die um Häuser bessere Verbräuche zustande bringen. Der Prospekt spricht von 7,9 Litern Durchschnittsverbrauch. Naja. Ein Prüfstandwert. Man wird sehen, ob man sich bei längeren Autobahnfahrten diesem Ideal nähern kann.

Foto: Werk

Was
bei jedem Lexus - Hybrid oder nicht - aufs Neue beeindruckend ist: Die Toyota-Leute schaffen es in den Wagen ihrer Luxusmarke wie kaum ein anderer Hersteller, Ruhe zu schaffen. Keine Windgeräusche, Reifenabrollgeräusche irgendwo im Hintergrund, kein Knistern der Plastikteile, kein Pumperer von der Hinterachse, vom Motor selten ein Heuler. Nichts. Ruhe. Annehmlichkeit. Entspanntes Reisen. Das Lenkrad dreht sich lautlos. Die - sehr gute - Hi-Fi-Anlage ist fast störend. Es mag seltsam klingen, aber sogar der Geruch eines neuen Lexus beruhigt.

Foto: Werk

Sagt
hier jemand Rolls Royce? Der Autor dieser Zeilen durfte einmal vor 30 Jahren in einem solchen vier Meter weit mitfahren, doch es gibt in der internationalen Fachpresse bereits Vergleiche der Lexus-Fahrkultur mit den besten Zeiten der urbritischen Nobelmarke.

Foto: Stockinger

Fast
unwillig, ob all des Silentiums, machte sich der Schreiber auch daran, die andere Seite des Hybriden auszutesten: Die PS-Bestie im Ökomantel. Darf man das heute noch sagen? Muss wohl sein, es ist nichts als die Wahrheit: Der Lexus reißt an, nicht wie Sau, eher wie Sauherde. In nicht einmal sechs Sekunden ist er auf hundert, wenn man das Gaspedal einmal voll durchtritt.

Foto: Werk

Da
können schwere V8-Protzlimousinen deutscher Provenienz nur mehr zuschauen. Da ist der Lenker des Maserati Quattroporte mit Mailänder Kennzeichen bei der Ampel am Währinger Gürtel plötzlich sehr blass geworden, hat die Murati schnell ausgedämpft und das Holzlenkrad fester angegriffen. Ein Holzlenkrad gibt's im Lexus übrigens auch.

Foto: Werk

Doch
es muss auch Negativpunkte geben: Der Kofferraum ist groß wie eine Babybadewanne. Und damit zu klein. Längere Urlaube mit großen Koffern? Ich weiß nicht, wird noch getestet. Andererseits: Der Lexus GS ist - siehe Preis - nicht unbedingt ein Wagen für die aufstrebende Kleinfamilie, sondern der klassische Dienstwagen für den reiferen Manager.

Foto: Werk

Obwohl
diese im Team des Standard noch nicht zu finden sind (das Wort ist: reifer), wird der GS450h uns nun einige Zeit begleiten, denn der Wagen läuft bei uns im Dauertest. Weitere Berichte folgen also in unregelmäßigen Abständen.

Foto: Stockinger

Ein
wunderbares Auto. Stilsicher, komfortabel und innovativ. Die detaillierte Verbrauchsanzeige erzieht uns zu besseren Menschen: Ständig wird einem vor Augen gehalten, wie viel Energie verbraucht wird, und das im Fünf-Minuten-Takt. Und wie gerne wir im Lexus bremsen! Das bringt nämlich wieder Energie, die anderswo verpufft, hier aber in den Elektromotor zurückgeht.

Foto: Werk

Mit
dem können wir zum Beispiel lautlos wegfahren. Wieder gespart! Wenn man sich die Verbrauchstabelle allerdings genau anschaut, kommt man im Alltagsgeschäft zum Schluss, dass so viel Energie hier auch wieder nicht gespart wird, der Spritverbrauch ist nämlich insgesamt ganz schön hoch. Trost: Die zusätzliche Leistung. (völ)

Foto: Werk

Lexus GS 450h:
Sieht aus wie ein ebenso braves wie luxuriöses Mittelklasseauto. Ist auch eines. Außer ... Autofahren in so einer Umgebung: ein Vergnügen. Rechts neben dem Lenkrad läuft noch dazu Dokumentationskino – Hauptprogramm: Spritsparen. (Leo Szemeliker, AUTOMOBIL)

Link
Lexus

>>>Zweite Meinung

Foto: Werk