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Immer mehr Kinder, aber auch immer weniger PädagogInnen kommen in den Kindergarten.

Foto: ap/Meyer
Österreichs Kindergärten bekommen mehr Plätze – aber nicht mehr Personal. Der Grund dafür: Nur jede zweite Abgängerin der Bundesanstalten für Kindergartenpädagogik (BAKIP) geht ihrem Beruf nach. Die Plattform EduCare, ein österreichweiter Zusammenschluss von Pädagogen und Vertretern diverser Bildungseinrichtungen, will deshalb den Beruf aufwerten: Eine akademische Ausbildung soll KindergartenpädagogInnen mehr Anerkennung in der Gesellschaft bringen und "Kindergärtnerin" somit auch zum Wunschberuf machen.

Tendenz stark sinkend

"Vor zwei Jahren hatten wir 30 Bewerberinnen, heuer ist es nur eine", skizziert Franz Wilfinger, Vorstand des Kindergartenwerkes Wien, die Situation. So sieht es laut Heidemarie Lex-Nalis, Direktorin einer BAKIP und Mitglied von EduCare, nicht nur an privaten, sondern auch an den Kindergärten der Stadt Wien aus. Bis 2010 sollen 24.000 zusätzliche Betreuungsplätze für Kleinkinder in ganz Österreich geschaffen werden. Wenn die Zahl der KindergartenpädagogInnen weiter sinkt, droht laut Lex-Nalis ein "Notstand". Schon jetzt habe man nicht genügend Ressourcen.

Der Ausbau der Betreuungseinrichtungen für Unter-Dreijährige sowie die sprachliche Frühförderung im letzten Kindergartenjahr wirken sich ebenfalls negativ auf den Personalstand aus. Wie viele Pädagoginnen den Wiener Kindergärten tatsächlich fehlen, kann Lex-Nalis nicht genau sagen. Schätzungen zufolge benötige man aber rund 200 zusätzliche PädagogInnen.

Praxisferne Ausbildung

Dass nur mehr wenige BAKIP-Absolventinnen tatsächlich ihren Beruf im Kindergarten ausüben, verwundert Lex-Nalis nicht: "Diese Menschen entscheiden sich mit 14 Jahren für diesen Berufsweg – das ist eindeutig zu früh". Außerdem sei der Unterricht praxisfern: Nur 30 Prozent sind laut der Direktorin berufsbildend.

Langfristig will sie mit ihrer Plattform EduCare die kindergartenpädagogische Ausbildung an die Pädagogischen Hochschulen verlegen. Diese schließen sich den Forderungen an: "Die PHs versuchen jetzt schon, von der Politik Unterstützung zu bekommen", berichtet Lex-Nalis. Bisher ist an den Hochschulen nur die Fortbildung von Kindergartenpädagoginnen gesetzlich geregelt. "Österreich ist neben Malta das einzige Land, das die Ausbildung noch nicht in den tertiären Bereich verlegt hat", so die erfahrene Pädagogin.

AssistentInnen als Übergangslösung

Bei der Reformierung der Ausbildung gehe es einerseits darum, dem Beruf wieder mehr Ansehen zu verleihen. Imagebildung sei jedoch nicht alles: "Eine akademische Ausbildung bedeutet auch eine höhere Qualifikation."

Weil sich der Personalmangel allerdings schon durch gesundheitliche Beschwerden von Kindergartenpädagoginnen bemerkbar macht, hat Lex-Nalis auch eine kurzfristige Maßnahme parat. So sollen "g’standene Erwachsene" mit Interesse am Beruf die Möglichkeit haben, sich an den PH und BAKIP als "Pädagogische AssistentInnen" ausbilden zu lassen. Die Kosten dafür solle der Bund übernehmen. (lis/derStandard.at, 9. Jänner 2008)