Die Biber zeigen Linz die Zähne. Der größte europäische Nager bevölkert in der Landeshauptstadt mittlerweile sieben Reviere.

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Linz - Er ist Holzfäller, Gärtner, ambitionierter Landschaftsgestalter, Dammspezialist, Burgenbauer und neuerdings Stadtbewohner. Der Biber (lat.: castor fiber) findet offensichtlich mehr und mehr Gefallen an urbanen Gefilden, im Raum Linz ist die Population seit dem Vorjahr um zwei weitere Reviere angewachsen. Ideale Bedingungen

"Die pelzigen Nager bevölkern jetzt bereits sieben Reviere. Fraßspuren und Fährten liefern sichere Hinweise, dass der Biber nun auch im Osten von Linz in der Nähe des Segelflughafens und am Südrand des Voest-Geländes heimisch geworden ist", freut sich Herbert Rubenser von der Naturkundlichen Station der Stadt Linz im Gespräch mit dem Standard. Warum das größte europäische Nagetier sich ausgerechnet in der Stahlstadt so wohlfühlt, liegt für die Experten auf der Hand. "In den Aulandschaften nahe Linz finden die Biber ideale Bedingungen vor", erklärt Rubenser.

Strikte Vegetarier

Und bei der Wahl seiner Heimat ist der strikte Vegetarier durchaus wählerisch: ruhige Lage, natürlich mit Bachblick und ein entsprechendes Nahversorgerangebot am besten direkt vor der Burgtür. Zudem sollten die Behausungen nur auf dem Wasserweg zu erreichen und gut getarnt sein. "Biber nagen eigentlich nur im Winter an den Weiden, im Sommer grasen sie wie Kühe über die Wiesen", weiß Rubenser. In Linz dürften derzeit rund zehn Biber-Pärchen wohnen. Genau wisse man es nicht, "da man die Tiere nur sehr schwer zu Gesicht bekommt. Sie sind dämmerungsaktiv und meist nur aufgrund ihrer Spuren zu orten", so der Naturkundler. In Österreich wird der Bestand auf 1600 Tiere geschätzt.

Revierkämpfe

Biber können bis zu 1,40 m lang, 35 kg schwer und mitunter 20 Jahre alt werden. Das braune Fell ist mit 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter (Mensch: bis zu 600 Haare pro cm2) sehr dicht, und schützt vor Nässe und Auskühlung. Der Pelz wird regelmäßig gereinigt und mit einem fetthaltigen Sekret, dem "Bibergeil", gepflegt.

Ungemütlich wird der scheue Nager nur, wenn die traute Zweisamkeit in Gefahr ist. "Kommen fremde Biber ins Revier, wird kräftig zugebissen", so Rubenser. Aber es geht nicht nur Nager gegen Nager. In Stockholm attackierte im vergangenen August ein wütender Biber zwei Schwimmer und schlug diese mit gezielten Schwanzhieben krankenhausreif. (Markus Rohrhofer/ DER STANDARD, Printausgabe, 9. Jänner 2008)