Strassl: "Wenn auch an der Zapfsäule zwischen Normal und Super kaum mehr ein Preisunterschied ist, sagt sich der Konsument, wenn ich das Bessere fürs Gleiche haben kann, dann nehme ich das Bessere."

Foto: Standard/Regine Hendrich
Rekordstände bei den Spritpreisen hat die Bundeswettbewerbsbehörde auf den Plan gerufen. Sie will die Preisbildung in der Branche untersuchen. BP-Chef Hans Strassl nimmt das gelassen, alles sei transparent, sagte er Günther Strobl.

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STANDARD: Erschrecken Sie nicht manchmal, wenn Sie an der Tankstelle vorfahren und die Preise sehen?

Strassl: Nein, mir sind die Preise ja bekannt. Natürlich sind die Preise derzeit hoch, aber wir kennen ja die Gründe – starkes Wachstum in China und Indien, politische Unruhen... Auch dürfen wir nicht vergessen, dass 57 Prozent Steuern sind.

STANDARD: Wo liegt die Schmerzgrenze? Viele haben vermutet, die Ein-Euro-Marke könnte so eine sein. Mit Preisen von 1,20 Euro und mehr je Liter hat sich das relativiert.

Strassl: Es fährt kaum jemand aus reiner Lust herum. Diejenigen, die fahren, haben wahrscheinlich keine andere Möglichkeit. Es wird ja zum Teil schon umgestiegen, etwa auf die Bahn, weil das Angebot stimmt. Aber dort, wo es kein Angebot gibt, kann man nicht umsteigen.

STANDARD: Die Bundeswettbewerbsbehörde hat angekündigt, dass sie der Branche genau auf die Finger schauen will bei der Gestaltung der Preise. Ist jetzt Feuer am Dach?

Strassl: Gar nicht. Wir verstehen nicht, warum man uns immer wieder ins Kriminal stellen will, obwohl man uns alle zwei, drei Jahre untersucht. Wir sehen die Sache gelassen, alles ist transparent. Der Wettbewerb in unserer Branche ist beinhart.

STANDARD: Seit einigen Jahren wird wieder kräftig in die Suche nach Öl investiert, auch von BP. Wo bleiben die zusätzlichen Mengen, die dämpfend auf den Ölpreis wirken könnten?

Strassl: Die kommen jetzt schön langsam. Ein neues Projekt braucht fast zehn Jahre, bis es reif ist. BP hat einige große Sachen in Betrieb genommen. Das ganz große Ding kommt Ende 2008 – Thunder Horse im Golf von Mexiko. Von dort erwarten wir 200.000 Fass am Tag (je 159 Liter; Anm.), das wird uns ein ganzes Stück nach vorne bringen.

STANDARD: In Deutschland wird Normalbenzin schleichend vom Markt genommen. Steht auch in Österreich eine Sortenbereinigung bevor?

Strassl: Nein. Der Preis von Normalbenzin hat sich an den Preis von Superbenzin angepasst. Das hat unter anderem auch damit zu tun, dass die Amerikaner relativ viel in Rotterdam gekauft haben. Wenn auch an der Zapfsäule zwischen Normal und Super kaum mehr ein Preisunterschied ist, sagt sich der Konsument, wenn ich das Bessere fürs Gleiche haben kann, dann nehme ich das Bessere.

STANDARD: Bis wann wird es Normalbenzin in Österreich noch geben?

Strassl: Solange die Kunden hinfahren und das tanken.

STANDARD: Keine bewusste Strategie, Normalbenzin zu verdrängen, um Platz zu machen für Prämiumbenzin?

Strassl: Die Logik kommt allein aus den Rotterdamer Preisnotierungen.

STANDARD: BP Österreich schreibt seit 2004 Verluste – angesichts von Spritpreisrekorden schwer verständlich.

Strassl: Ganz und gar nicht. Wir sind ein Großhandelsunternehmen. Der Markt, wo wir einkaufen, ist die Börse; der Markt, wo wir verkaufen, ist der mit all unseren Wettbewerbern geteilte. Da wird um jeden Cent gerungen, weil in den letzten Jahren die Absätze ja nicht mehr dramatisch gestiegen sind. Beim Vergaserkraftstoff haben wir 2007 bestenfalls gleich viel abgesetzt wie 2006, bei Diesel noch ein kleines Plus erzielt, bei Heizöl ein Minus von 35 Prozent.

STANDARD: Wie sieht der Weg zurück in die Gewinnzone aus?

Strassl: Wir haben uns im Tankstellenbereich von etlichen Anlagen getrennt, sind von Wien weggezogen und haben uns am Standort unserer Tochter Castrol in Wiener Neudorf niedergelassen. Wir sind insgesamt schlanker geworden. Für 2008 sehe ich die Basis gelegt, dass wir wieder schwarze Zahlen schreiben können.

STANDARD: Wie bereitet sich BP auf die Zeit nach dem Öl vor?

Strassl: Ziemlich heftig. Wir glauben, dass die Zeit nach dem Öl nicht unmittelbar bevorsteht; in 20, 30 Jahren werden Öl und Gas noch einen großen Anteil an der Energieversorgung der Welt haben. Aber als ein Unternehmen in unserer Größe brauchen wir auch lange Zeit, um uns selbst zu erneuern. Was wir jetzt brauchen, ist vor allem Energieeffizienz – Treibstoffe, Schmierstoffe und Heizöle, die weniger Verbrauch ermöglichen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.01.2008)