derStandard.at: Auf welchen Daten basiert Ihre Arbeit?
Lackenbauer: Ich habe die Daten zur Armutsgefährdung in Österreich herangezogen und mir das österreichische Schulsystem näher angeschaut – also wann müssen zum Beispiel Bildungsentscheidungen getroffen werden. Darauf habe ich versucht, die Zusammenhänge zwischen Bildung und Armut zu finden.
derStandard.at: Und welche Zusammenhänge gibt es?
Lackenbauer: Die Forschungsfrage konnte ich bejahen: Armut spielt in Österreich bei der Bildung eine Rolle. Bei armutsgefährdeten Kindern steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen kürzeren und anspruchsloseren Bildungsweg wählen.
derStandard.at: Wie sieht der Bildungsweg eines armutgefährdeten Kindes aus?
Lackenbauer: Der Anteil von Kindern, deren Eltern nicht mehr als 1.500 Euro Einkommen haben, liegt in der AHS bei 27 Prozent, in den Hauptschulen bei 45 Prozent. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit gering, das diese Kinder nach der Hauptschule noch die Matura machen.
Das hat im weiteren Leben Konsequenzen: Die Kinder sind weniger qualifiziert, häufiger arbeitslos, und deshalb auch wieder armutsgefährdet. Die Armutsspirale setzt sich fort.
derStandard.at: Was schließen Sie aus diesen Ergebnissen? Was muss getan werden, um die Kinder vor der Armutsspirale zu schützen?
Lackenbauer: Das österreichische Schulsystem muss dagegenwirken. Je später die erste Bildungsentscheidung gefällt wird, umso weniger fällt die soziale Auslese ins Gewicht. In der Hinsicht würde eine Gesamtschule schon Unterschiede bringen.