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Standard: Zurzeit wird auf Bundesebene wieder die Pflegereform diskutiert. Wie ist die Situation in Wien?

Vassilakou: Allem voran: Die Grünen setzen sich seit Jahren dafür ein, dass möglichst viele Menschen zu Hause gepflegt werden können. Ich bin nicht dafür, dass man Pflege auf den Rücken der Frauen und der Angehörigen abwälzt. Wir brauchen Konzepte zur flächendeckenden mobilen Pflege zu Hause. Die Stadt geht einen falschen Weg, indem sie nach wie vor sehr große Pflegeeinrichtungen – 300 Betten – baut. Hier müsste man in viele kleine Pflegeeinrichtungen mit 25 bis 30 Betten, die in der Grätzelstruktur integriert sind, investieren.

Standard: Die Amnestie für illegale Pflegerinnen steht ja auch noch zur Diskussion.

Vassilakou: Dieses unwürdige Schauspiel zwischen Bundes-SPÖ und ÖVP auf dem Rücken der älteren Menschen und Angehörigen ist widerlich. Wir brauchen eine Amnestie aufgrund des Versagens von Sozialminister Erwin Buchinger. Denn hätte er eine kluge Lösung ausgearbeitet, dann würde diese in Anspruch genommen werden. Pflege zu Hause wird auch niemals funktionieren, solange die Vermögensgrenze da ist. Wir fordern von der Wiener SPÖ, sich gegen die Vermögensgrenzen auszusprechen. Denn niemand veräußert sein Vermögen auf 7000 Euro, um dann eine Unterstützung von nur 220 Euro zu bekommen. Die reicht bei weitem nicht aus, die Pflegekosten abzudecken.

Standard: Die Grünen haben zwei Pflegeskandale aufgedeckt. Wo sind die Aufdecker heute?

Vassilakou: Anfang der 90er haben wir sehr skandalorientiert gearbeitet, aber es wurde uns vorgeworfen, dass wir wenig Lösungskonzepte haben. Jetzt haben wir das Gleichgewicht gefunden. Mit profilierten Aufdeckern wie Sigrid Pilz oder Waltraud Antonov, aber auch mit eigenen Konzepten.

Standard: Die Grünen hatten zuletzt das Problem, dass der Nachwuchs ausblieb. Wie weit ist die Arbeitsgruppe, die eigens dafür gegründet wurde, den Nachwuchs ins Boot zu holen?

Vassilakou: Wir rechnen mit Ergebnissen im Frühsommer. Wir wollen erreichen, dass wir bei den nächsten Wahlen auf Bezirks- und Landesebene viele junge Kandidaten haben.

Standard: Die Kritik an dieser Arbeitsgruppe ist, dass sie eine Ausrede ist. Denn entweder bringt man Neue oder nicht.

Vassilakou: Es ist der einzige Weg, wie man das erreichen kann. Bei einer Partei wie den Grünen, die nicht autoritär geführt wird und wo 500 Menschen in der Landesversammlung entscheiden, wie die nächste Landesliste aussieht, macht es keinen Sinn, Dinge öffentlich einzufordern. Man muss diese 500 überzeugen. Solche Dinge können nur funktionieren, wenn sie von der Basis mitgetragen werden. Ansonsten passiert es, wie beim Bundeskongress, dass man einen Antrag stellt und dieser einfach abgelehnt wird. Das wollen wir in Wien nicht.

Standard: Sollte es bei den nächsten Wahlen dazu kommen: Würden sich die Grünen an der Regierung beteiligen?

Vassilakou: Wien würde definitiv profitieren, wenn eine zweite Partei in die Regierung kommt, denn die SP-Alleinregierung tut der Stadt nicht gut. Das sieht man auch an den Skandalen, Stichwort Prater oder Otto-Wagner-Spital. (Marijana Miljkoviæ/ DER STANDARD, Printausgabe, 5./6. Jänner 2008)