Barrierefreiheit wie etwa im Hotel Bründl ist bei weitem nicht nur für Rollstuhlfahrer interessant.

Foto: Spa Hotel Bründel

Oslo oder Oberösterreich? Entscheidet man sich nur zwischen diesen beiden bei der Wahl seines Urlaubsziels? Für rund zehn Prozent der Österreicher wäre das die logische Konsequenz, würden sie ihre Reisepläne nur unter Zuhilfenahme einer zielgruppenorientierten Website schmieden. Aber wer ist diese Zielgruppe?

Rund 500.000 Österreicher sind dauerhaft oder temporär in ihrer Mobilität eingeschränkt, eine große Gruppe der "Generation 60plus", die barrierefreie Angebote zu schätzen wüsste, kommt noch hinzu. Die größte Hürde, die sie bei der Planung überwinden müssen, ist es, Angebote gebündelt zu finden.

Ein breitestmöglicher Ansatz, so wie ihn die touristische Internetpräsenz der Stadt Oslo vertritt, bleibt dabei vorbildhaft und nahezu singulär: Zugänglichkeitskriterien zu Unterkünften werden hier nicht gesondert (als "behindertengerechte" Hotels) gelistet, sondern sie sind als nur ein Qualitätsmerkmal unter vielen abfragbar. Das ist insofern von Bedeutung, als ein Großteil der in Europa durchgeführten Umfragen ergeben hat, dass Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ihren Urlaub selbst und oft über das Internet organisieren.

Weniger Suchbarrieren

Genau den umgekehrten Weg geht nun eine Plattform von Oberösterreich Tourismus, die zwar eine erweiterte Zielgruppe ansprechen will, aber eben "nur" rollstuhlgerechte Betriebe listet. Arbeitsgemeinschaften wie die "Infoplattform barrierefreier Tourismus" verwehren sich gegen eine Gleichsetzung von barrierefreiem Tourismus und "Behindertentourismus" und gegen den Aufbau von "Sondereinrichtungen".

Letzteres sind die rund 70 Beherbungsbetriebe, die auf der Seite für barrierefreien Urlaub in Oberösterreich genannt werden, jedenfalls nicht. Und erwähnenswert ist die Sammlung solcher (zwar ausgelagerter) Angebote, schon deshalb, weil das breite Spektrum tatsächlich gewisse Wahlmöglichkeiten auftut.

Neben den Unterkünften finden sich dort auch Angebote, die sportliche und kulturelle Aktivitäten miteinbeziehen, barrierefrei zugängliche Veranstaltungen und Gastronomiebetriebe werden genannt. Wirklich geprüft und je nach Zugänglichkeit kategorisiert sind allerdings nur die Beherbergungsbetriebe. Bergbahnen oder Kulturzentren machen eigene Angaben darüber, wie zugänglich sie für verschiedene Bedürfnisse sind.

Nicht zuletzt deshalb beschreibt die "Infoplattform barrierefreier Tourismus" diese Servicekette noch immer als "Fleckerlteppich" - zusammengeflickt aus den Initiativen der föderalistisch organisierten Landes-Tourismuspolitik und mehr noch aus Einzelinitiativen etwa von Hoteliers. In Oberösterreich sind das immerhin 17 Häuser - und damit im Ländervergleich relativ viele -, die als absolut rollstuhltauglich zu bezeichnen sind. Eine Kategorisierung, die auf einer ÖNORM fußt und bedeutet, dass Rollstuhlfahrer hier auch ohne fremde Hilfe weiterkommen.

Interessant sind dabei auch Betriebe wie das Spa Hotel Bründl im Mühlviertel, die sich nicht als "Sondereinrichtung" begreifen, sondern als Design-Hotel. Nur in den wenigsten Fällen kann man bei anderen Häusern von funktionalem Design im Sinne der Barrierefreiheit sprechen - der Optik geopferte "Problemzonen" findet man im Bründl aber kaum, und damit wäre es etwa auch für Kinderwägen bestens geeignet.

Gelistet findet man Häuser wie das Bründl nun zwar in der Rubrik "No Handicap", aber nicht zwangsläufig in der Standardabfrage, wenn man das Kriterium "Rollstuhlfahrer" angibt. Eine Einigung auf die Nomenklatur "barrierefrei" als allgemeines Qualitätskriterium würde überdies auch zahlungskräftige "Best Ager" in solche Häuser führen. (Sascha Aumüller/DER STANDARD/5./6.1.2008)