Sissi Babich fischt in Alaska Heilbutt (Bild) und Lachs, bringt Lachskaviar auf internationale Märkte.

Foto: STANDARD/Northern Keta Caviar
Eigentlich wollte Elisabeth Fritz, Lehrertochter aus Mittelberg, nur "auf Austausch" zu einer Familie nach Washington. Damals, in den Seventies. Die junge Hotelfachfrau traf im Flugzeug nach New York Randy Babich, Lachsfischer aus Alaska. Wenn sie wissen möchte, wie es so zugehe auf einem richtigen Lachsfischerboot, dann solle sie ihn anrufen, lockte er die abenteuerlustige Walserin in den hohen Norden. Sissi kam, schaute und bekam gleich einen Job als Aushilfsköchin auf dem Kutter. Nach einigen Monaten hatte sie die Nase voll von Fisch, wilden Stürmen und wilden Mannsbildern. Sie flog wieder nachhause. Doch der Lachsfischer war hartnäckig, kam ins Kleinwalsertal. Sie ließ sich zu einem weiteren Fischsommer überreden und schließlich zum Bleiben. 1975 wurde geheiratet. Neun Jahre zog sie mit Mann und Sohn den Lachsen nach. Lernte, wie man fischt, navigiert, Dieselmotoren wartet.

Erste Kapitänin

Kenntnisse, die sie gut gebrauchen konnte, als die Ehe scheiterte und Sissi Babich beschloss, auf Kredit ein Schiff und eine Lizenz zu kaufen. Sie wurde in einem Land das gleich viele Fischerschiffe wie Einwohner hat (600.000) "die erste Kapitänin auf einem Lachsfischerboot". Belächelt von all den Männern, respektiert erst, als sie ihnen zeigte, wie man auch als Kleinunternehmen Fisch international vermarkten kann. Als sie dann auch noch Lachsrogen als feinen goldgelben Kaviar auf den Markt brachte, hatte sie sich als Unternehmerin in der Männerwelt etabliert. Heute ist Sissi Babich (53) Chefin der Northern Keta Caviar in Juneau und eine von "einer Handvoll Lachskaviar-Produzenten in den USA". Der staatlich ausgezeichnete Saisonbetrieb hat acht bis elf Beschäftigte. 20 Fischerbetriebe liefern Lachs, Heilbutt und Kaviar zu. Ehemann Günter Math, ein Allgäuer, ist für den Fischfang verantwortlich. "Ich manage die Kaviarproduktion", sagt Sissi Babich. 80 Tonnen Kaviar wurden im Vorjahr produziert. Lachs und Heilbutt werden nach strengem Reglement gefischt. "Jeder Betrieb hat sein Kontingent basierend auf Berechnungen der Meeresbiologen."

Verwirklichkung des amerikanischen Traums?

Pro Jahr setzt Sissi Babichs Firma zwei Millionen US-Dollar um. 70 Prozent verkauft sie an Großkunden in Europa, 30 Prozent in Asien. Wurde für sie der amerikanische Traum wahr, von der Fischerin zur erfolgreichen Geschäftsfrau? "Kann sein", sagt Sissi Babich, "aber ich bin nicht wegen diesem Traum ausgewandert." Es sei "mehr oder weniger Zufall, dass ich heute bin, wo ich bin". Ihr Erfolg sei Folge harter Arbeit und "einer großen Portion Glück". Die Konkurrenz auf dem Fischmarkt ist groß. "Investoren aus Japan, aus Russland machen uns kleinen Betrieben das Leben schwer." Gefährdet sei der Fischfang auch durch kanadische Goldminen, erzählt Sissi Babich: "Mit Zyankali wird das Gold aus dem Gestein herausgelöst; dieses Gift gelangt oft in unsere Wasserwege. Die Bäche und Flüsse sind die Kinderstube der Lachse, werden sie vergiftet, sind die Konsequenzen katastrophal." (Jutta Berger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.1.2008)