Schon einmal von McDuck gehört? Chinas Feinschmecker sind entsetzt. Ihre Spezialität, die "Beijing Kaoya" (Peking-ente), soll nicht mehr über traditionellen Holzscheiten schmoren, sondern "auf Knopfdruck" aus einem Computergrill kommen. So plant es Xing Ying, Chefmanager der seit 1864 bestehenden Entenbraterei "Quanjude".

Im November brachte er seine GmbH an die Börse Shenzhen und nahm umgerechnet 37 Millionen Euro Kapital auf. Nun will er die Pekingente weltweit anbieten. Im Olympiajahr 2008 soll mit der Umrüstung der 70 Res- taurants in China und im Ausland auf umweltfreundliche Hightech-Elektroöfen "Made in Germany" begonnen werden. Die moderne Bratweise garantiere gleiche Qualität und mache weltweites Franchising möglich, zitierte ihn die Zeitung Chenbao. Einem Managementblatt sagte er: "Wir können unsere Enten nicht wie Hamburger vermarkten, aber so ähnlich."

Bisher war eine über glühendem Dattelbaumholz von Hand geröstete und mit Dattelsaft bestrichene Ente kulinarischer Höhepunkt aller China-reisen. Sie schmeckt Gourmets und Gourmands, von George W. Bush über Helmut Kohl bis Fidel Castro.

Diplomatische Ente

Das gerupfte Federvieh schrieb sogar "Pekingenten-Diplomatie": Am 10. Juli 1971 legte Tschou En-lai seinem Gast Henry Kissinger die in Teigtaschen eingerollte knusprige Entenhaut eigenhändig auf den Teller. Der kredenzte Leckerbissen soll die verbissene Atmosphäre bei der Verhandlung über eine Normalisierung der Beziehungen sehr entspannt haben.

Bisher hatten Entenfans die Einführung von automatischen Grills durch Proteste verhindern können. Yang Zongman, Vizechefin des ältesten Pekinger Entenrestaurant "Qianmen", darf immerhin weiter traditionell rösten. Das Auge esse mit, sagt sie. Und: "Was man bewahren kann, soll man bewahren." (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD; Printausgabe, 31.12.2007/1.1.2008)