"Evropa zdaj" - "Europa jetzt" war ein wichtiger Slogan der slowenischen Demokraten bereits Ende der 80er-Jahre, damals noch innerhalb des sozialistischen jugoslawischen Bundesstaates. Als der Versuch, den jugoslawischen Staat zu reformieren, vor allem am Widerstand der orthodoxen serbischen Nationalkommunisten mit Slobodan Miloseviæ an der Spitze scheiterte, schlossen sich die slowenischen Kommunisten unter Führung von Milan Kuèan der demokratischen Nationalbewegung in Slowenien an, und zusammen mit der Opposition, der "Demos", die auch die ersten freien Wahlen in Slowenien 1990 gewann, führten sie Slowenien in die Unabhängigkeit.

Die Unabhängigkeit war aber nicht ein Selbstzweck, das betonten immer wieder alle slowenischen Politiker, sondern der erste Schritt in die europäische Integration. Trotz starker Differenzen in der slowenischen Gesellschaft, die noch vom Trauma des Zweiten Weltkrieges herrührten, als das slowenische Volk in einem Teil auf der Seite der jugoslawischen Partisanen unter Titos Führung kämpfte, im anderen auf der Seite der Achsenmächte, gab es über den EU-Beitritt einen sehr breiten Konsens. Deshalb war es viel einfacher für diverse Koalitionsregierungen, die nötigen Reformen in den 90ern und Anfang des neuen Millenniums ohne größere Erschütterungen durchzuführen.

Gerade auf dem Balkan erwartet die EU viel von Slowenien, die Slowenen sehen sich selbst auch als Experten in diesem Raum. So betont der slowenische Außenminister Dimitrij Rupel, dass Slowenien im Fall Kosovo/Serbien zusammen mit der EU-Troika handeln und einen Kompromiss suchen wird, was auch als Fehlen eigener Ideen interpretiert werden kann.

Dabei betonen die slowenischen Regierungspolitiker immer wieder, dass die EU-Erweiterung auf dem Balkan auch im slowenischen Interesse sei, das gelte vor allem für Kroatien. Viele slowenische Politiker (sowohl in der Regierung als auch in der Opposition) sehen die Möglichkeit, die EU-Präsidentschaft auszunutzen, um von Kroatien Zugeständnisse in einigen ungelösten bilateralen Fragen zu erzwingen. Das ist vor allem die Festlegung von Grenzlinien sowie die Begrenzung von Ökoschutz- und Fischereizonen in der Adria, die auch die Rechte italienischer Fischer einschränken.

Trotz einiger scharfer Noten, die Ljubljana und Zagreb von Zeit zu Zeit austauschen, wird nicht erwartet, dass Slowenien aus dem EU-Rahmen springt und bilaterale Probleme in den Vordergrund schiebt.(Stjepan Milèiæ/DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2007/1.1.2008)