Was den Streit ausgelöst hatte, wer am Ende zustach, dazu verhörte Scotland Yard am Freitag einen 18-Jährigen, die Auskünfte blieben spärlich. Am Tatort war von einer Jugendbande aus dem nahegelegenen Problemviertel Hackney, die sich den klingenden Namen Shakespeare gegeben hat, die Rede. Fest steht:
Nazs Tod erhöht die Zahl der Londoner Teenager, die heuer einem Messer oder einer Schusswaffe zum Opfer fielen, auf 26. In beinahe allen Fällen waren die Täter selbst noch Jugendliche, meist gehörten sie Jugendbanden an. Als Motiv reicht ein schräger Blick, eine höhnische SMS.
Oder die falsche Postleitzahl. Es gibt immer mehr Banden, die sich nicht nach toten Dichtern benennen, sondern nach den Postcodes ihrer Viertel. Wenn dann N19 auf N21 trifft, kommt es rasch zu Schlägereien und Schlimmerem. "Junge Leute verteidigen ihr Territorium. Es gibt viel zu viele Gruppen, die sich nur über ihren Postcode definieren", weiß Polizeidirektor Barry Norman.
Aktion gegen Waffen
Paradoxerweise könnte der Yard durch erfolgreiche Polizeiarbeit zu dem massenhaften Sterben der Jugendlichen beigetragen haben. Nach einer Gewaltwelle unter jungen Erwachsenen entwarf die Behörde vor Jahren das Projekt "Operation Trident", das sich gegen die Waffenverherrlichung unter jungen Schwarzen richtet. Die Beamten sicherten sich dafür die Unterstützung durch Immigranten-Organisationen. Das Projekt hatte Erfolg, viele Drogendealer und Schutzgelderpresser landeten im Gefängnis. Das machte die Straßen frei für Jugendbanden.
Deren Mitglieder rekrutieren sich aus den Londoner Bezirken, in denen sich der Wirtschaftsaufschwung des vergangenen Jahrzehnts vor allem in höherem Drogenkonsum und leichter erhältlichen Schuss- und Stichwaffen niederschlägt.