Vor rund vier Wochen hat der "Gschliefgraben" an der Nordseite des Traunsteins seine Talfahrt begonnen

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Linz - "Das Ganze ist nur mehr einen Steinwurf von den ersten Häusern entfernt." Gmundens Bürgermeister Heinz Köppl (VP) ist die Verzweiflung anzuhören. In der Traunseemetropole ist man derzeit weit entfernt von einem ruhigen Jahresausklang, und am wenigsten kann man wohl einen "guten Rutsch" gebrauchen. Vor rund vier Wochen hat der "Gschliefgraben" an der Nordseite des Traunsteins seine Talfahrt begonnen, 500.000 Kubikmeter Geröllmasse drängen seitdem ins Tal und bedrohen 55 evakuierte Wohnhäuser am Ostufer.

"Wir versuchen derzeit alles, um den Hang zu entlasten und Druck herauszunehmen. Das Problem ist aber, dass wir immer nur an der Oberfläche etwas tun können. Gegen die Tiefenrutschungen sind wir eigentlich machtlos", erläutert Köppl im Standard-Gespräch. Dennoch lässt man derzeit nichts unversucht. "Wichtig ist vor allem, den Hang zu entwässern. Das Wasser ist das Schmiermittel und damit das Hauptproblem", erläutert der Geologe Wolfgang Gasperl. Man habe daher bereits mehrere Drainagen gelegt. "Aber der Hang gibt natürlich das Wasser nicht freiwillig her. Wir müssen auf bewässerte Schichten stoßen und ableiten", so Gasperl.

"Alles ist möglich"

Eine Prognose wagt der Geologe nicht: "Es ist wie beim Wetterbericht. Man kann schwer etwas voraussagen - alles ist letztendlich möglich", so Gasperl. Die Bewegungsrichtung des Hanges führe derzeit knapp an den Häusern vorbei. "Wenn die Entlastung auch in diese Richtung geht, dann kommen wir mit einem blauen Auge davon."

Zumindest an den Häusern sind derzeit noch keine Schäden erkennbar. "Im Vordergrund steht jetzt der Objektschutz. Die betroffenen Häuser werden ständig neu vermessen. Von einer Aufhebung der Evakuierung sind wir aber noch weit entfernt", schildert Bürgermeister Köppl. Die Bewegungsraten im Erdrutsch seien weitgehend gleich geblieben. "Zwischen 1,20 Meter am oberen Ende des Erdrutsches, in der Mitte etwa einen Meter und unten nahe den bedrohten Häusern rund 0,5 Meter", so Gasperl. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe, 29.12.2007)