Dabei ging der Erfinder des BIPs selbst durchaus kritischer mit seinem Indikator um. Kutznets soll einmal gesagt haben, dass man den Wohlstand eines Landes nicht durch das Einkommen der Bevölkerung erfassen könne und dass bei dem Streben nach Wachstum die Frage zu stellen wäre, was wachsen soll und warum.
Kurz vor dem alljährlich wiederkehrenden Weihnachtstrubel luden Europäische Kommission, Europäisches Parlament, OECD, Club of Rome und WWF zu einer Konferenz mit dem Titel "Beyond GDP", auf der diskutiert wurde, wie sich Fortschritt und Wohlstand am besten messen lassen.
Wachsende Kritik
Negative Begleiterscheinungen des Wirtschaftswachstums werden spätestens seit dem Erscheinen des Club of Rome-Berichts "Grenzen des Wachstums" vor 35 Jahren diskutiert: Wirtschaftswachstum gehe zu Lasten der Umwelt, die Rohstoffe der Erde reichten für grenzenlose Wachstum nicht aus und der entstandene Reichtum sei keineswegs gerecht verteilt.
Auch die wissenschaftliche Methode des Indikators blieb nicht vor Kritik verschont. Viele Aktivitäten, die den Wohlstand einer Gesellschaft erhöhen, wie zum Beispiel ehrenamtliche Arbeiten, werden nicht erfasst, da das BIP nur berücksichtigt, was über Markt und Geldaustausch in barer Münze gezählt werden kann.
Glück als neuer Maßstab
Mit der Kritik am BIP kamen auch neue Konzepte und Kennzahlen. Manche korrigierten den vermeintlichen Wohlstandsmesser um seine Mängel: So werden zum Beispiel Kosten für Umwelt- oder Gesundheitsschäden abgezogen. Andere Ansätze konzentrieren sich auf den Verbrauch natürlicher Rohstoffe und die Belastung der Umwelt, wie etwa der Ökologische Fußabdruck.
Neuere Kennzahlen versuchen das Glück der Menschen, die Lebensqualität, in Zahlen zu fassen. Man argumentiert, dass Wohlstand nicht (nur) von materiellen Dingen abhängt, sondern letztendlich davon, wie wohl man sich fühlt.