Pub Maršal, Herbststraße 80

Als wir die ehemalige Pizzeria in der Herbstraße betreten, müht sich Barmann Ljuba gerade mit dem Plastikverschluss einer Flasche "Gorki List" ab, die die Stammgäste bestellt haben. Früher war der beliebte Kräuterlikör nicht so kompliziert zu öffnen, "das ist wegen der EU", meint einer.

foto: paul sturm

Gastgeberin Natascha Kljajic und ihr Mann Ljubiša haben das Lokal im April eröffnet. Die Lage in der Herbstraße passte ihnen gut ins Konzept, weil dort, an der Grenze zwischen dem 16. und dem 15. Bezirk, zwar viele Ex-JugoslawInnen wohnen, die Umgebung aber ruhiger als an der belebten Ottakringer Straße ist. "Bei uns ist jeder willkommen", erzählt Natascha, "wir haben Gäste aus allen Teilrepubliken Jugoslawiens, der Türkei und Mexiko. Auch einige Österreicher, die in der Nähe wohnen, sind mittlerweile Stammgäste geworden.

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Das Publikum ist älter als in den Bars an der "Balkanstraße", das Maršal sperrt auch schon am Nachmittag auf. Viele Gäste kommen schon früher, um gemeinsam einen Imbiss einzunehmen, berichtet sie.

foto: paul sturm

Die Speisekarte ist international: besonders beliebt sind die hausgemachten Pizzen, die gefüllten Fleischspießchen und die Meze (Vorspeisenplatte).

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Marschall Tito, der für die "gute alte Zeit" steht, ist im Lokal allgegenwärtig: auf der Vorderseite des Programmzettels für Jänner hat ihm der Grafiker sogar eine Mozart-Perücke aufgesetzt, um so den multikulturellen Charakter des Pubs hervorzuheben. Dieser spiegelt sich auch in der Getränkekarte wider: Neben Bieren aus Österreich, tschechischen Republik und Ex-Jugoslawien finden sich auch slowenische und kroatische Weine. Der eingangs erwähnte Gorki List kommt aus Serbien, der Kaffee wird auf Wunsch "nach bosnischer Tradition" zubereitet.

foto: paul sturm

Natascha, die in 1992 zuerst nach Tirol kam, fühlt sich wohl in Wien: "Das Leben auf dem Land ist uns zu langweilig geworden", meint sie, "hier konnten wir endlich unseren Traum von einem Pub, wie wir es uns vorstellen, verwirklichen."

foto: paul sturm

Besonders stolz sind sie und ihr Mann auf die umfangreiche Musiksammlung: vor allem Lieder aus dem Jugoslawien der 70er und 80er Jahre finden sich auf der Festplatte des Rechners an der Bar, einige Schallplattencovers an dieser Zeit zieren eine Wand.

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Die Musikauswahl findet Anklang. "Ihr kommt gerade vom 'Labyrinth'?", fragt ein Gast uns ungläubig. "Das ist doch ein Prololokal. Hier spielen sie Rock. Dort spielen sie Prolomusik." (Fotos: Paul Sturm, Texte: Berthold Eder, Maria Sterkl, derStandard.at, 3.1.2007)

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Marshal-Pub

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