Wien - Das Mädchen aus Äthiopien, um das es im Interview geht, wurde vor drei Jahren als angebliches Waisenkind, gemeinsam mit einem vermeintlichen Bruder, an ein Ehepaar in Niederösterreich vermittelt. Bald stellte sich heraus, dass das Mädchen keine Waise war und nicht bei seinen Adoptiveltern bleiben wollte. Die Adoption wurde rückgängig gemacht, das Mädchen lebt derzeit in einem Kinderheim, die Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen hat die leibliche Mutter aufgespürt und bemüht sich, einen Kontakt zwischen dem Mädchen und der Mutter herzustellen.

Der vermittelnde Adoptionsverein "Family for you" (FFY) betont, "nach bestem Wissen und Gewissen" gehandelt zu haben, wie Obfrau Petra Fembek sagt. Das Verfahren sei über das zuständige äthiopische Ministerium gelaufen, die Polizei vor Ort habe alle Daten des Mädchens überprüft und das Gericht in Addis Abeba habe diese bestätigt. Dass die Angaben trotzdem falsch waren, stellte sich erst im Nachhinein heraus. Fembek: "Wir haben sofort reagiert und die Konsequenzen gezogen." Die Vorwürfe Wackers seien "polemisch".

Auch die in Wien für Adoptionen zuständige Magistratsabteilung (MA) 11, die FFY als Adoptionsverein zugelassen hat, weist die Vorwürfe zurück. Die Beschwerde der Botschaft in Hanoi sei "geprüft und als nicht stichhaltig erkannt" worden, sagt Josef Hiebl von der MA 11. Nach dem äthiopischen Fall habe der Verein "gutes Krisenmanagement" geleistet, sagt Hiebl: Der äthiopische Vermittler wurde angezeigt, FFY sei nunmehr "Vorkämpfer für ein Auslandsadoptionsgesetz".

Die Gelegenheit dafür ergab sich im Oktober: Das Justizministerium hatte die Länderbehörden geladen, um über "Probleme in der Praxis bei Auslandsadoptionen" zu sprechen. Dabei geht es besonders um Dokumenten- sicherheit. Das nächste Treffen findet im Jänner statt - ob daraus ein eigenes Auslandsadoptionsgesetz wird, ist freilich nicht fix.

Am 9. Jänner findet eine parlamentarische Enquete zum Thema statt. FFY-Chefin Fembek wird dort sein. Ihre Lehren aus dem äthiopischen Fall? "Bessere Aufklärung der Eltern über die Risiken von Auslandsadoptionen, noch genauere Überprüfung der Daten." Fembek: "Und wir brauchen einen Katalog über die Mindestanforderungen an Rechtssicherheit in den Herkunftsstaaten der Kinder." Am besten in einem eigenen Gesetz. (stui, DER STANDARD - Printausgabe, 28. Dezember 2007)