Gerald Grohmann, Chef von SBOE, baut den Standort in Ternitz aus und würde die Produktion nicht nach Osteuropa verlagern.

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STANDARD: Wie wird man als kleines Unternehmen aus Niederösterreich, mit einer schwierigen Vergangenheit in Verstaatlichtenzeiten, Weltmarktführer?

Gerald Grohmann: Ein paar gute Ideen, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige gemacht, ein bisserl früher dran sein als die anderen und viel harte Arbeit.

STANDARD: Aber der Markt, in dem Sie sich bewegen, ist eng.

Grohmann: Wir agieren in einer hochspezialisierten Nische. Für große Konzerne ist unser Feld keine Spielwiese. Der Markt ist aber sehr konsolidiert, wir haben nur eine Handvoll Kunden. Nicht weil wir nicht mehr wollen, sondern weil es nicht mehr gibt.

STANDARD: Das vergangene Quartal hat gezeigt, dass SBO gut unterwegs ist. Liegt das daran, dass mehr nach Öl gebohrt wird oder dass viele Unternehmen ihr Equipment tauschen?

Grohmann: Es wird wesentlich mehr nach Öl gebohrt als früher. Darauf haben wir uns vorbereitet - mit einer Kapitalerhöhung, um mit dem Wachstum mitzugehen. Die Heftigkeit des Ölbooms haben wir aber unterschätzt. Die Produktion aus den bestehenden Ölfeldern sinkt zwischen vier und acht Prozent pro Jahr, die wachsende Wirtschaft benötigt mehr Öl, und daher muss mit neuen Technologien nach Öl gebohrt werden.

STANDARD: Experten betonen, dass die Ölvorkommen nur noch 20 bis 60 Jahre lang reichen. Sorgt Sie das?

Grohmann: Das Öl wird weit in das nächste Jahrhundert reichen. Die mit heutigen Technologien zu fördernden Mengen reichen für die nächsten 40 Jahre. Mit der heutigen Technologie ist aber nur ein Drittel der Ölmengen förderbar. Neue Technologien werden das ändern und auch Energiesparen ermöglichen.

STANDARD: Bei Ihnen läuft ja gerade ein Investitionsprogramm ...

Grohmann: Wir haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren 150 Millionen Euro konzernweit investiert. In Österreich und Houston wird auch ausgebaut. In Ternitz entsteht eine neue Halle, die 8000 m2 hat. Damit sich die Investitionen auch rechnen, haben wir mit unseren Kunden die Abnahme der Fertigungen langfristig gesichert.

STANDARD: Ist so ein Vorgehen in Ihrer Branche üblich?

Grohmann: Nein, das ist erstmalig. Damit haben wir die Spielregeln neu definiert, den Kunden aber auch die Zusage gesichert, dass sie ihr bestelltes Material bekommen. Wir sind bis ins vierte Quartal 2008 ausgebucht.

STANDARD: Schoeller Bleckmann ist zu mehr als 60 Prozent im Streubesitz. Fürchten Sie, übernommen zu werden?

Grohmann: Übernahmen sind für börsennotierte Unternehmen immer eine Möglichkeit. Ich glaube aber, dass wir mit Berndorf als Langfristinvestor ein gutes Gegengewicht haben.

STANDARD: Sie kämpfen mit dem Mangel an Facharbeitern.

Grohmann: Ja, in Houston noch mehr als in Österreich. Das Einzige, was uns hier entgegenkommt, ist, dass wir Marktführer sind und viele Leute lieber bei der Nummer eins arbeiten.

STANDARD: Was tun Sie gegen den schwachen Dollar?

Grohmann: Der schwache Dollar trifft uns. In Boomzeiten halten wir ihn besser aus, aber er belastet unser Ergebnis. Da wir in den USA auch produzieren und 80 Prozent der Umsätze im Dollar erwirtschaften, spüren wir das schon.

STANDARD: Was hält ein Unternehmen wie Schoeller Bleckmann Oilfield in Österreich?

Grohmann: Das Know-how und die Produktivität der Leute. Wenn Sie mich fragen, ob es Sinn macht, Ternitz (die Produktionsstätte, Anm.) nach Osteuropa zu transferieren, weil dort die Löhne billiger sind, kommt von mir ein klares Nein. Ein Transfer dieses Know-hows kostet mehr, als die Dollar-Schwäche belastet.

STANDARD: Ist es in Ordnung, Öl zu verbrennen?

Grohmann: In vielen Bereichen gibt es noch keine Alternative. Langfristig gesehen wünsche ich mir, dass für diese unintelligenten Anwendungen alternative Energien eingesetzt werden und Öl nur noch dort eingesetzt wird, wo es unersetzbar ist, etwa in der chemischen Industrie und im medizinischen Bereich.

STANDARD: Die Rohre, die Sie bearbeiten, können bis zu 60.000 Euro kosten. Wie gehen die Mitarbeiter damit um, jeder Schnitzer vernichtet hier viel Wert.

Grohmann: Wir haben schon gute Leute verloren, die diese Verantwortung nicht ausgehalten haben. Zumal sich dadurch ja auch die Lieferzeiten verschieben.

STANDARD: Für das Gesamtjahr haben Sie ein Rekordergebnis angekündigt. Dürfen sich die Aktionäre auf eine höhere Dividende freuen?

Grohmann: Die Höhe der Dividende überlege ich mir nach dem 31. Dezember. Der US-Dollar kann uns im vierten Quartal noch beeinflussen. Abgerechnet wird zum Schluss.(Bettina Pfluger und Günther Strobl, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 17.12.2007)