Die schlaue Biene Barry, Star des "Bee Movie".

Foto: Paramount
Wien – Insekten haben im immer noch jungen Fach des computeranimierten Zeichentrickfilms von Beginn an eine privilegierte Rolle eingenommen. Schon vor rund 10 Jahren krabbelten in Ants Ameisentrupps über die Leinwand, parallel dazu erfreuten im Pixar-Erfolgsfilm A Bug’s Life diverse andere vielbeinige Wiesenbewohner das für solche plastische Pixelwesen noch jungfräuliche Auge.

Anhand von Bee Movie – Das Bienenkomplott, dem neuesten Streich aus dem DreamWorks-Studio, lässt sich nun wie bei heranwachsenden Kindern überprüfen, über welche Fertigkeiten die Animationsexperten (beziehungsweise deren Computer) mittlerweile verfügen. Dabei wurde glücklicherweise eine Regel berücksichtigt, die schon vor Die Biene Maja Gültigkeit besessen hat: Wichtiger als technische Bravourstücke bleibt allemal die Ausgestaltung der Charaktere.

Bee Movie hat dahingehend mit seiner Hauptfigur, der jugendlichen Biene Barry B. Benson, zumindest in der amerikanischen Originalfassung einen Trumpf in der Hand. Denn die Synchronstimme (und Story) kommt von dem mit seiner Langzeit-Sitcom berühmt gewordenen New Yorker Entertainer Jerry Seinfeld, und das garantiert treffsicheren Dialogwitz, der über das eigentliche Zielpublikum definitiv hinausgeht.

Barry ist nicht einfach nur eine Biene, die zum Manne reifen muss – und dem Film mit der Erzählung seines Ausbruchs aus dem Wabenheim ins hektische Großstadtleben eine klassische Coming-of-Age-Struktur verleiht. Vielmehr entwickelt er sich zum schlagfertigen Philosophen, der zuerst die Grundpfeiler seiner Welt und damit schließlich auch jene der großen infrage stellt: Arbeit muss nicht alles sein.

Das mysteriöse Bienensterben, das seit einigen Monaten zu allerhand apokalyptischen Spekulationen veranlasst, hat mit der Entstehung des Films zwar nichts zu tun, passt da aber gut ins Bild: Nach einer Begegnung mit der Floristin Vanessa entscheidet sich Barry erstens dafür, mit Menschen zu sprechen, und zweitens, diese für ihren Diebstahl am Honig, diesem so mühsam erwirtschafteten Produkt der Bienen, zu verklagen. Die Konsequenz: ein Urteil, das das natürliche Gleichgewicht zu erschüttern droht.

Wie schon in anderen DreamWorks-Produktionen überzeugt allerdings auch in Bee Movie weniger die große Erzählung, mit der allerhand wertvolle Einsichten und Tugenden vermittelt werden sollen. Viel origineller sind auch hier die kleinen Eskapaden, die man sich auf dem Weg zum Happyend gönnt: wie zum Beispiel Barrys Zusammentreffen mit Insektenfreunden auf der Windschutzscheibe eines Autos, von denen sich die meisten schlauerweise einfach nur tot stellen. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD/Printausgabe, 11.12.2007)