Teheran/Wien - Nach den Worten des früheren iranischen
Atomunterhändlers Ali Larijani war der Iran "niemals" bestrebt, in
den Besitz von Atomwaffen zu gelangen. Die in dem jüngst
veröffentlichten US-Geheimdienstbericht enthaltene Formulierung,
Teheran habe sein Atomwaffenprogramm 2003 eingestellt, sei
schlichtweg eine "Lüge" erklärte Larijani nach Angaben der amtlichen
iranischen Nachrichtenagentur IRNA Donnerstagabend vor Vertretern der
regimetreuen Basij-Miliz in Teheran.
Larijani, der nunmehr offiziell "Vertreter des Obersten Führers im
Nationalen Sicherheitsrat" ist, meinte, der Westen habe in der
Vergangenheit viel Geschrei um eine mögliche Nuklearbewaffnung des
Iran gemacht. Nun könnten sie plötzlich diese Behauptungen nicht mehr
aufrecht erhalten. Wenn die Amerikaner "irgendeinen Beweis" für
iranische Atomwaffenpläne hätten, sollten sie diese IAEA-Direktor
Mohamed ElBaradei vorlegen.
"Dummheiten"
US-Präsident George W. Bush habe nach Veröffentlichung des
Geheimdienstberichts viele "Dummheiten" gesagt, man könne sich nur
noch wundern, meinte Larijani. "Einerseits schließt er Verträge über
den Bau von Kernkraftwerken mit Indien, das Atomwaffen besitzt,
andererseits übt er Druck auf den Iran aus, dessen Atomtechnologie
friedlichen Zwecken dient", so der im Oktober als Atomunterhändler
abgelöste Larijani.
Der frühere iranische Außenminister Ali Akbar Velayati meinte zu
dem Geheimdienstbericht, dieseer bestätige zwar die zivile Natur des
iranischen Atomprogramms, in erster Linie habe er aber mit dem
gegenwärtigen Präsidentschaftswahlkampf in den USA zu tun. Der Iran
sollte sich solche Berichte nicht all zu sehr zu Herzen nehmen. "Ob
sie für oder gegen die Islamische Republik gerichtet sind, sie werden
unsere diplomatische Haltung nicht beeinflussen", sagte Velayati, der
von 1981 bis 1997 iranischer Außenminister war. (APA)