Ei starkes Finale? Mitnichten, meint der Politologe Anton Pelinka: "Die große Koalition wiederholt die Unsitten früherer Regierungen." Bei wichtigen Fragen wie der Justizreform oder dem Asylgerichtshof habe Rot-Schwarz nicht die Höchstgerichte konsultiert, geschweige denn anderen Experten eine Begutachtung eingeräumt, "nur um die Diskussion ja kurz zu halten". Und von der geplanten Ratifizierung des EU-Reformvertrages abgesehen, habe die Regierung kaum große Würfe zustandegebracht. Pelinkas Bilanz: "Das ist nicht zufriedenstellend." Die Koalition, vor allem die SPÖ, mache ihr Regieren oft "von der guten Laune von Krone-Chef Hans Dichand abhängig - was wirklich erbärmlich ist".
Etwas milder urteilt Heinrich Neisser. "So speedy sind sie nicht", meint der liberale Ex-Politiker der ÖVP. "Es wird schon ein bissl mehr überlegt. Manchmal wünscht man sich aber mehr Augenmaß." Auch Neisser macht bei der neuen Regierung alte Sünden aus - etwa Postenschacher: "Das hatte unter Schwarz-Blau Methode, und jetzt genauso. Diese Form von Parteienstaat ist ein Damoklesschwert für die Republik, der Begriff Objektivierung zu einer Lebenslüge geworden."