Anwalt, auch in eigener Sache. Sein privates Leben ist Georg Zanger bereits zu öffentlich geworden.

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Wien - Wenn Georg Zanger sagt, "ich hab die vergangenen zehn Jahre daran gearbeitet, nicht in den Medien vorzukommen", gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Journalisten haben das Bestreben des Wiener Rechts- und Staranwaltes frecherweise ignoriert, oder er übt sich in der Taktik des Understatements.

Wie auch immer, derzeit sind der 60-jährige Jurist und sein Markenzeichen, eine rote Brille, jedenfalls wieder einmal sehr präsent, und das nicht nur in Wirtschaftsbelangen, auf die seine Kanzlei eigentlich spezialisiert ist. Im Fall Luca vertritt Zanger den Vater des toten Kleinkindes und wirft der Tiroler Jugendwohlfahrt mit Worten wie "unfassbar" und "unvorstellbar" Verfehlungen vor. Und für besorgte Eltern von Schülern des Wiener Gymnasiums Wasagasse, wo ein zwölfjähriger Waffenfan mit einer Glock-Pistole als jederzeit mögliches Mitbringsel geprahlt haben soll, organisierte er vor kurzem spontan eine Pressekonferenz.

Die beiden Fälle hätten ihn dazu bewogen, sich wieder verstärkt dem Thema "Wider die Gewalt" zu widmen. "Ich werde eine Abteilung für Familienrecht einrichten", kündigt Zanger im Standard -Gespräch an. "Manche Fälle brauchen einfach Öffentlichkeit", ist er überzeugt.

"Rosenkrieg" Zu öffentlich ist ihm hingegen sein eigenes Familienleben geworden. Das Ehepaar Zanger lebt seit eineinhalb Jahren in Trennung, im Boulevard ist von einem "erbitterten Rosenkrieg" zu lesen. Die gegenseitigen Vorwürfe gehen längst in Richtung Strafrecht. Und Zanger, ganz Advocatus in eigener Sache, lässt auch keine Gelegenheit aus, Zeitungen, die über den Scheidungskrieg berichten, zu klagen.

Medien begleiten den umtriebigen Urheberrechtsexperten überhaupt von jeher - als klagende und beklagte Parteien. Österreich beispielsweise, also die Tageszeitung, verdankt ihm ihren Namen. Zanger hat die Fellner'sche Wortbildmarke beim Patentamt durchgeboxt. Damit ist es amtlich, dass keine Verwechslungsgefahr mit einem Regierungsorgan besteht.

Seinen spektakulärsten Erfolg im Medienrecht erzielte Zanger 1989 gegen die Kronen Zeitung, und zwar als Verteidiger im Mordfall Lainz.

21 Seiten Entgegnung Die Krone musste insgesamt 21 Seiten Entgegnung abdrucken, Titelseite inklusive, weil sie im Zuge der Vorwürfe gegen Krankenschwestern einer der Beschuldigten unterstellt hatte, sich als Geheimprostituierte mit dem Spitznamen "Schweinchen" verdingt zu haben - was nicht stimmte. Die Seiten der Entgegnung hängen bis heute, hinter Glas gerahmt, in Zangers Kanzlei am noblen Neuen Markt in der Wiener Innenstadt. Im Büro hängen Bilder von Otto Mühl, den Zanger einst ebenfalls vertrat.

Seine ideologische Färbung trägt Georg Zanger auf der Nase. 1985 kämpfte er mit dem damaligen Vorsitzenden der Sozialistischen Jugend, Alfred Gusenbauer, und Otto Bruckner von der KP-Jugend für ein "demokratisches antifaschistisches Österreich". Anlass war die Ankündigung des Rechtsaußenpolitikers Otto Scrinzi, bei der Bundespräsidentenwahl anzutreten. (Michael Simoner/DER STANDARD – Printausgabe, 4.12.2007)