Top-Mediziner Michael Zimpfer wehrt sich gegen seinen Rauswurf

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Michael Zimpfer (56) gilt als Top-Mediziner und Koryphäe der Anästhesie. Von den rund 1500 am AKH beschäftigen Ärzten ist er einer der wenigen, die immer wieder im Rampenlicht stehen. So geschehen auch 2004, als Zimpfer den heutigen ukrainischen Staatspräsidenten, Viktor Juschtschenko, im Rudolfinerhaus nach einem Giftanschlag behandelt hat. Oder als Zimpfer 2003 dem damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil bei der Operation an dessen Achillessehnen während und nach der Operation den Schmerz nahm.

Auch die von einer Bombe zerfetzte Hand des Wiener Altbürgermeisters Helmut Zilk hat Zimpfer mitbetreut. Von ihm schwärmt er heute noch: "Von Zilk habe ich so viel gelernt. Ich habe stundenlange Gespräche mit ihm geführt", erzählt der verheiratete Vater zweier erwachsener Söhne.

Von ihm, Zimpfer, haben auch viele gelernt: 48 Habilitationen habe es an der Uniklinik für Anästhesie unter ihm gegeben, bilanziert Zimpfer. 30 seiner Leute hätten internationale Spitzenpositionen besetzt. Bei ihm in Ausbildung war auch Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP). "Sie war immer in den aufwändigen Bereichen wie der Unfallchirurgie tätig", erinnert er sich. Selbst viel Aufwand betrieben hat Zimpfer in Sachen Ausbildung auch – aber erst nach der Schulzeit.

"Miserabler Schüler"

Er sei ein "miserabler Schüler" gewesen, der sich jedoch "immer dafür interessiert" habe, "wie die Natur funktioniert". In seinem Studium hat er dann alle klinischen Fächer mit Auszeichnung bestanden. Im Alter von 23 Jahren war er bereits fertiger Arzt. 1979 ging er für zwei Jahre an die Harvard Medical School. Danach kehrte er zurück ans AKH. 1998 machte er noch seinen Master of Business Administration an der Universität von Chicago. Seit 2001 ist er außerdem Präsident der Privatklinik Rudolfinerhaus.

Trotz der zusätzlichen Wirtschaftsausbildung in den USA soll die Administration an der Klinik für Anästhesie unter Zimpfer laut Med-Uni-Rektor Wolfgang Schütz aber nicht funktioniert haben. Er soll Weisungen missachtet, Stellen nicht besetzt und seine Arbeit am AKH wegen seiner Nebenbeschäftigungen vernachlässigt haben. Außerdem sei durch die sogenannte "Watschen-Affäre" das Ansehen der Med-Uni "desavouiert" worden.

Zimpfer beschreibt sich selbst als "ungeduldig". Bei ihm komme rasch "das Gewitter, aber dann ist wieder Sonnenschein". Ganz so rasch verzogen sich die Gewitterwolken nach einer Auseinandersetzung mit seiner Geliebten aber nicht. Nach einem heftigen Streit am Naschmarkt ging die Zahnärztin gegen ihn vor Gericht. Die Frau, mit der Zimpfer neben seiner Ehe eine sieben Jahre lange Beziehung geführt hatte, einigte sich mit dem Arzt auf einen Vergleich. Er zahlt 15.000 Euro. (Gertraud Singer, DER STANDARD Printausgabe, 1./2.12.2007)