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Kelly Thompson, iStockphoto: "Nicht wir, sondern Digitalkameras und Amateure sind die Konkurrenz der Profis."

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2000 wollte der ambitionierte Fotoamateur Bruce Livingston aus dem kanadischen Calgary seinen Fotobestand - "Stock Photos" im Agenturjargon - via CDs verkaufen statt über aufwändig gedruckte Fotokataloge. Aber es fehlte das Geld zum Marketing. Internet boomte, also beschloss Livingston, der neben dem Fotohobby ein Internetservice betrieb, die Bilder online zu verschenken, und auch andere Fotografen einzuladen.

Kosten, Nutzen

Die iStockphoto getaufte Website war ein Hit, bis die erste 10.000-Dollar-Rechnung für das Webhosting eintrudelte. Livingstons dividierte den Aufwand durch die Zahl der Bilder, die sich Besucher herunterluden, und kam auf 25 Cent pro Bild - fünf Cent davon gingen an den Fotografen, der einfacheren Verrechnung halber über ein Punktesystem ("Credits") abgewickelt, die erst bei bestimmten Summen ausbezahlt wurden.

Kleingelg

"Das war die Geburt von Micro Stock", schildert iStockphoto-Vizepräsident Kelly Thompson im Gespräch mit dem Standard. "Unser Modell hat sich weiterentwickelt, ist aber im Kern noch dasselbe": Abdruckrechte kosten, je nach Auflösung, zwischen einem und 15 US-Dollar (0,67 bis zehn Euro) - bei Hochpreisagenturen wie Getty, die im Februar 2006 den Newcomer um 50 Mio. Dollar kaufte, zahlt man für Bildrechte einige hundert Dollar und mehr.

Bereicherung

Die Schnäppchenpreise seien aber nicht das Ende professioneller Fotografie, sagt Thompson. "Die eigentliche Konkurrenz für Profis sind die Digitalisierung und der Umstand, dass viele Amateure heute gute Fotos machen können", sagt er. iStockphoto würde den Profis einen weiteren Absatzkanal bieten, der neue Märkte erschließt.

Topverdiener

"Unsere Top-1000-Fotografen verdienen damit hunderttausende Dollar", sagt Thompson. Die größere Masse mache es aus: Designer, kleine Agenturen oder Leute, die eine Powerpoint-Präsentation machen und die früher keine Bilder gekauft hätten, erstehen jetzt die billigen Fotos.

Katalog

Zweieinhalb Millionen Bilder hat iStockphoto in seinem Onlinekatalog, dazu neuerdings auch Videoclips und Illustrationen. 90 Bildinspektoren prüfen wöchentlich rund 45.000 Einsendungen von 37.000 Fotografen (350 aus Österreich, doppelt so viele als 2006): Auf einwandfreie technische Qualität, und vor allem darauf, dass alle Rechte zur Reproduktion vorliegen. Dabei geht es nicht nur um die Zustimmung gezeigter Personen, sondern meist um trickreiche Markenrechte, erklärt Thompson. So sei der Eiffelturm bei Tag nicht geschützt, bei Nacht allerdings hält die Lichtfirma die Urheberrechte auf die Lichtgestaltung.

Im Sekundentakt

Alle 2,5 Sekunden wird ein Bild verkauft, rund 35.000 am Tag, eine zweistellige Millionenzahl im Jahr. "Wir schätzen, dass wir der größte Fotohändler der Welt sind." Detaillierte Ergebnisse nennt Getty - einstweilen - noch keine. (Helmut Spudich, Der Standard/Printausgabe vom 24.11.2007)