Der Industrielle Josef Taus ist wieder auf Einkaufstour, heißt es in der Lebensmittelbranche.

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Wien – Spar bekommt bei dem Versuch, Zielpunkt zu kaufen, Konkurrenz. Ins Rennen um den Diskonter will neben der deutschen Edeka wie berichtet auch eine Gruppe aus Österreich einsteigen. Dabei soll es sich um Investoren rund um Josef Taus handeln, ist aus der Branche zu hören. Der frühere VP-Obmann und Industrielle wolle neben Zielpunkt auch Adeg kaufen und unter einem gemeinsamen Dach bündeln. Taus war bisher für keine Stellungnahme erreichbar.

Der Deal sei im Sinne der Industrie und Taus zuzutrauen, sagen Handelsmanager. Auf Anhieb entstehe damit am Lebensmittelmarkt hinter Rewe, Spar und Hofer eine vierte Kraft. Zielpunkt sei im Osten Österreichs, die Adeg mit ihren selbstständigen Kaufleute im ländlichen Raum breit aufgestellt. Es gebe etliche Synergien. Gemeinsam kommen sie auf zehn Prozent Marktanteil. An Finanzmitteln am Markt fehle es nicht. Die Adeg dürfte nicht mehr als 60 Mio. Euro kosten, sagen Unternehmenskenner. Der kolportierte Preis, den die Rewe für 24,9 Prozent der Anteile bezahlte, lag bei einem knappen Viertel davon. Zielpunkt und Plus sollen weniger als 100 Mio. Euro kosten.

Taus kaufte vor vier Jahren die Handelskette Libro aus der Konkursmasse. 2004 holte er den Diskonter Pagro unter das Dach der MTH-Holding. Beim Versuch, auch die Elektrokette Cosmos zu übernehmen, kamen ihm Investoren rund um den Sanierer Paul Niederkofler zuvor. MTH-Chef Martin Waldhäusl hat in früheren Gesprächen mit dem Standard Interesse an weiteren Einzelhandelskonzernen geäußert.

Zielpunkt und Plus gehören derzeit noch Tengelmann, an Adeg ist Edeka beteiligt. Viele Handelsexperten zweifeln, ob es gelingen kann, beide Ketten erfolgreich zusammenzuspannen. Der Tenor: Bei zwei kranken Patienten in einem Bett helfe der beste Arzt nicht.

Martin Lenz war eineinhalb Jahre lang Rewe-Austria-Chef, vor kurzem stieg er beim Finanzinvestor Spot AG ein, per Oktober wurde er Aufsichtsrat bei Taus’ MTH-Handels Holding GmbH. Adeg und Zielpunkt stünden aber nicht auf der Spot-Einkaufsliste, sagt er. Spekulationen, wonach Ex-Rewe-Chef Veit Schalle in die Branche zurückkehren könnte, bezeichnet dieser selbst als „völlig aus der Luft gegriffen“.

Gelingt Spar der Zukauf, gäbe es Überschneidungen mit eigenen Filialen. Schließungen wären die Folge, sagen Mitbewerber. Die Rechnung, Spar steigt bei Zielpunkt ein und legt sich dafür beim Rewe-Adeg-Deal nicht quer, könne aber nicht ohne weiteres aufgehen. „Wir entscheiden aufgrund der Kartellgesetze, ob eine marktbeherrschende Stellung vorliegt“, heißt es aus der Wettbewerbsbehörde. (Verena Kainrath, DER STANDARD Printausgabe 21.11.2007)