Wien – Die Gewinne der großen österreichischen Konzerne sprudeln wie nie zuvor. Am Mittwoch präsentierten mit Wienerberger, Wiener Städtischer und Bank Austria drei weitere Großkonzerne erfreuliche Ertragszahlen und gute Aussichten für 2007. Erst am Dienstag hatten Voestalpine und die Österreichische Post Ertragssteigerungen gemeldet. Nur die Telekom tanzt aus der Reihe.
Bei den 20 im Wiener Leitindex ATX vertretenen Konzernen erwarten Erste Bank und Raiffeisen Centrobank 2007 ein Gewinnwachstum von 14 Prozent, nach plus 15 Prozent im Vorjahr. Auch für 2008 sind die Aktienexperten optimistisch. Erste Bank und UniCredit gehen von rund 18 Prozent Gewinnwachstum aus, die Raiffeisen Centrobank (RCB) von zwölf Prozent.
Die guten Gewinnaussichten sollten nach den sommerlichen Aktienmarktturbulenzen durch die amerikanische Subprime-Hypothekenkrise auch für einen "guten Jahresausklang" an der Wiener Börse sorgen, meint RCB-Chefanalystin Birgit Kuras. "Die Ergebnisse zum dritten Quartal haben gezeigt, dass die US-Krise die meisten ATX-Werte nicht betrifft", rechnet auch Erste Bank-Chefanalyst Günther Artner mit einer Festigung des Anlegervertrauens.
Der ATX, der Anfang Juli mit 4981,97 Punkten sein Jahreshoch erreicht hatte, und dann innerhalb von nur fünf Wochen auf das Jahrestief von 4283,05 gefallen war, sollte sich nach Ansicht der Experten zum Jahresende bei 4900 bis 5000 Punkten einpendeln. Zum Jahresanfang hatte der ATX bei 4463,47 Zählern notiert, derzeit liegt er bei 4521,02 Punkten.
2008 wird volatil
Im Jahr 2008 rechnen die Experten trotz hoher Gewinnerwartungen mit einer eher verhaltenen Kursentwicklung: Die Aktienmärkte würden volatil bleiben und auch am Wiener Parkett sei nicht mit Kurssprüngen zu rechnen, meint UniCredit-Chefanalyst Alfred Reisenberger. Die Nerven der Anleger werden wohl weiter strapaziert: "Der Markt wird ein Jojo bleiben", meint Reisenberger.
Er sieht den ATX auf Zwölf-Monats-Sicht zwischen 5000 und 5200 Punkten. Die RCB erwartet bis Mitte 2008 eine ATX-Range von 4650 bis 5300 Zählern. Reisenberger begründet die Vorsicht mit den anhaltenden Währungsunsicherheiten – der Euro steigt auf immer neue Hochs zum US-Dollar –, dem hohen Ölpreis, der Gefahr einer US-Rezession und der Furcht vor weiteren Auswirkungen der Subprime-Krise. "Da stellt sich dann die Frage, wie verlässlich die Gewinnschätzungen sind: Viele Unternehmen sagen zwar, sie hätten den Dollar gehedged, aber ob man mit einer Entwicklung in Richtung 1,50 gerechnet hat, ist nicht sicher. Ich sehe 2008 eine Gefahr, dass Gewinnschätzungen eher nach unten als nach oben revidiert werden müssen."