Dänemark wählt am 13. November ein neues Parlament. Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen begründete die um eineinhalb Jahre vorgezogene Wahl mit dem Ziel, sich für die geplanten Reformen im Öffentlichen Dienst und Gesundheitswesen eine breite Mehrheit holen zu wollen. Angesichts guter Umfragewerte für die liberal-konservative Koalition und eines robusten Wirtschaftswachstums war der Schritt seit längerem erwartet worden.

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Der rechts-liberale Rasmussen regiert seit 2001 und wurde im Februar 2005 im Amt bestätigt. Er hätte mit der nächsten Wahl Zeit bis Anfang 2009 gehabt. Gemeinsam mit der Einwanderer-feindlichen Danks Folkeparti (KF) liegt seine Partei Venstre (V) in den Umfragen derzeit acht Prozentpunkte vor der Opposition.

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Kommentatoren sehen in dem Schritt Fogh Rasmussens eine Flucht nach vorne, da sich die Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei (DF) zuletzt immer komplizierter gestaltet hatte. Unter anderem in der Asylpolitik und bei der geplanten "Qualitätsreform" im öffentlichen Sektor herrschte Uneinigkeit.

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Die Chefin der größten Oppositionspartei, die Sozialdemokratin Helle Thorning-Schmidt (im Bild mit Rasmussen vor einer TV-Debatte), zeigte sich in einem Interview optimistisch, Rasmussen zu schlagen. Sie will im Wahlkampf für den Wohlfahrtsstaat und gegen weitere Steuersenkungen eintreten.

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Der momentane Regierungschef Anders Fogh Rasmussen wurde am 26. Jänner 1953 im jütländischen Ginnerup geboren. Er hat eine klassische Politikerkarriere hinter sich: Mit 22 Jahren zog er für die rechtsliberale "Venstre"-Partei ins Parlament in Kopenhagen ein. Von 1987 bis 1992 bekleidete er zuerst das Amt eines Finanz- und anschließend das des Wirtschaftsministers und gewann 2001 mit seiner Partei die Parlamentswahlen.

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Rasmussen gilt als Bilderbuch-Wirtschaftsliberaler, der nicht vor harten Reformen zurückschreckt. Europapolitisch war der Abschluss der EU-Erweiterungsrunde im Dezember 2002 sein größter Erfolg. Angeeckt ist er mit seiner als zu hart kritisierten Ausländerpolitik und seiner vorbehaltlose Unterstützung der USA im Irak-Krieg.

Der amtierende Ministerpräsident ist seit fast 30 Jahren mit seiner Frau Anne-Mette verheiratet. Das Paar hat drei erwachsene Kinder.

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Rasmussens Gegenpart, Helle Thoring-Schmidt, ist, wie ihre Kollegin Mona Sahlin im benachbarten Schweden, die erste Parteichefin in der Geschichte der Sozialdemokratie ihres Landes. Sie löste im April 2005 Mogens Lykketoft nach dessen Wahldebakel gegen Rasmussen ab. Die am 14. Dezember 1966 geborene Politikwissenschaftlerin gilt eher als Vertreterin des Mitte-Flügels der Sozialdemokraten, die in vielen Sachfragen wie etwa der Lohnpolitik nicht all zu weit von den Positionen der Rechtsparteien entfernt ist.

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Als Hauptthema für ihren Wahlkampf hat sich die 40-Jährige die Verbesserung der Wohlfahrt für die Dänen auf die Fahnen geheftet. Die sich meist urban-schick kleidende Sozialdemokraten-Chefin gilt nicht zuletzt wegen ihrer sympathischen Ausstrahlung und ihres soliden Lebenswandels als härtere Gegnerin für Fogh Rasmussen als ihr aus dem linken Lager stammender und mit einem turbulenten Privatleben belastete Vorgänger Lykketoft.

Thorning-Schmidt ist mit Stephen Kinnock, einem Sohn des britischen Ex-Labourchefs und früheren EU-Kommissars Neil Kinnock, verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter.

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Eine Künstlergruppe aus dem Umfeld der ehemaligen "Jugendhaus"-Besetzer hat auf dem Rathausplatz von Kopenhagen und entlang der Einkaufs-Meile "Ströget" zahlreiche Plakate konservativer Politiker übermalt und mit sarkastischen Slogans versehen.

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Die bei den meisten Passanten und Touristen gleichermaßen gut ankommenden "Wahlplakate" befinden sich in einem juristischen Graubereich, sie wurden bisher aber nicht entfernt. Die Künstler ließen bei der Übermalung der Gesichter jeweils die Augen und den Mund frei. Man könne dadurch "deutlich den falschen Blick und das verkrampfte Lächeln der Rechtspolitiker sehen", erklärte ein der Gruppe nahe stehender Aktivist.

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Im Wahlkampf herrscht vor allem bei der der Energiepolitik auffallende Liniengleichheit bei allen Kandidaten. Die Parteien beider Blöcke wollen sich als die bessere und sauberere Klima-Alternative bei den Wählern positionieren. Sowohl die Sozialdemokraten als auch die Konservativen versprachen gleich zu Wahlkampfauftakt den Bau umfangreicher neuer Windmühlenparks zu Wasser und zu Lande sowie die Aufrüstung veralteter Windkraftwerke. Dass auch die industrienahen Konservativen gerne ihre Wahlkampffähnchen gerne in den Wind hängen, hängt unter anderem damit zusammen, dass dänische Firmen beim Bau von Windkraftwerken weltweit äußerst erfolgreich sind.

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Asylpolitik spielt im dänischen Wahlkampf auch diesmal wieder eine Rolle, wurde aber nicht nur von der ausländerfeindlich eingestellten Dänischen Volkspartei thematisiert. Vielmehr lieferten sich Ministerpräsident Fogh Rasmussen und Sozialdemokraten-Chefin Helle Thorning-Schmidt einen Schlagabtausch um das Schicksal von rund 500 abgewiesenen Flüchtlingen aus dem Irak. Während der Premier Dänemark zum "Flüchtlingsmagneten" werden sah, falls die Iraker doch noch - zumindest vorübergehend - in Dänemark bleiben dürften, verwies seine Hauptkonkurrentin um das Amt des Regierungschefs auf das Beispiel Finnland. Dieses biete ähnliche zeitlich befristete Aufenthaltslösungen für Asylwerber, wie es die Sozialdemokraten forderten, ohne dass Finnland deswegen von Irakern überflutet werde.

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Im dänischen Wahlkampf läuft alles auf einen Zweikampf Fogh Rasmussen vs. Thorning-Schmidt hinaus. Die um 14 Jahre jüngere Herausforderin des erfahrenen Regierungschefs konnte bei zwei TV-Duellen laut Umfragen durch gezielte Aggressivität und glaubhaft an den Tag gelegter Kompetenz in Wohlfahrts-, Umwelt- und Asylfragen punkten. Die Sozialdemokraten lagen zuletzt mit Zustimmungswerten um die 28 Prozent vor Fogh Rasmussens "Venstre" (26,5 Prozent) - Das wäre ein Mandatsverhältnis von 50 zu 47. Für eine Mehrheit im Parlament (Folketing) sind 90 von 179 Abgeordneten notwendig. (red/Reuters/APA, derStandard.at, 9.11.2007)

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