Mit Stars wie Hermann Maier und Co. können die heimischen PolitikerInnen nicht mithalten.

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Wien - Für Österreichs Jugendliche sind Politiker keine Vorbilder. Das zeigen Untersuchungen der Jugendkulturforscher Bernhard Heinzlmaier und Beate Großegger. In ihrem jüngst im G&G-Verlag erschienenen Buch "Die neuen vorBilder der Jugend" haben die beiden Wissenschafter unter anderem den Bekanntheitsgrad und die Wertschätzung gegenüber Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen, unter die Lupe genommen. Ergebnis: Während Popsänger, Comedians, Models, Sportler und Moderatoren bei jungen Menschen einen hohen Bekanntheitsgrad aufweisen und sie gemocht werden, kennen Jugendliche Politiker kaum und wenn, dann werden diese eher gering geschätzt.

Schlechtes Image

Für das schlechte Image der Volksvertreter sieht Heinzlmaier im wesentlichen drei Gründe: Erstens seien Politiker heute transparenter als früher, erläuterte er im Gespräch mit der APA. So habe man vom Privatleben Kreiskys (Ex-Bundeskanzler Bruno Kreisky, Anm.) nichts gewusst. Heute würden hingegen durch die exzessive mediale Berichterstattung Persönlichkeiten auch im privaten Bereich entzaubert und dadurch deren Vorbildwirkung erschwert. Zweiter Faktor für den Imageverlust: "unsere komplexere, ausdifferenzierte Gesellschaft", so Heinzlmaier. Die Bedürfnisse und Strömungen unter Jugendlichen seien so vielfältig, dass die Politik schlicht nicht mehr alle erreichen könne. Vor allem seien aber die Positionen, für die einzelne Parteien stehen, zu unklar, konstatiert der Trendforscher.

Mehr Konturen zeigen

Als Gegenmaßnahme rät Heinzlmaier Politikern "mehr Konturen" zu zeigen. So vermeide etwa die SPÖ das Wort sozialistisch, die ÖVP wolle nicht mehr konservativ sein. Man wolle sich nicht mehr festlegen und genau darin sieht der Wissenschafter das Problem. "Parteien sollten sich fragen: 'Wo liegt meine Unique Selling Proposition?' (Konkurrenzvorteil, mit dem man sich im Wettbewerb abhebt, Anm.)", so der Marketingberater Heinzlmaier.

Denn politisch wirklich desinteressiert sei die Jugend gar nicht, meint er: "Sie haben Interesse an Themen, aber nicht an Parteipolitik." Im Gegensatz zu früher versuchen laut dem Forscher junge Menschen nicht mehr in etablierte Institutionen zu gelangen und dann von innen etwas zu ändern. Als Mittel zur Durchsetzung ihrer Anliegen wählen sie stattdessen die "destruktive Blockade". Aktuell bestes Beispiel für diese These ist für Heinzlmaier der Fall Arigona. Hier würden junge Menschen in sogenannten "subpolitischen Strömungen" versuchen, "von unten" Änderungen herbeizuführen, indem sie sich destruktiv gegen das System stellen. (apa)