Foto: Manninger
Dass die vom Münchner Gärtnerplatztheater nun nach Graz übersiedelte Gräfin Mariza mehr hörens- als sehenswert ist, liegt daran, dass das Doppelbödige dieser Kálmán-Operette fast ausschließlich im Orchestergraben stattfindet. Und es ist Marius Burkert, neuer Erster Kapellmeister am Pult der Grazer Philharmoniker, hoch anzurechnen, dass er inmitten dieses Füllhorns von Walzern, Csárdás und Foxtrotts nie in platte Gulasch-Sentimentalität verfällt und auch dem Subtext der dunklen Noten dieser Partitur nachzuspüren vermag. So viel Spielfreude schlägt naturgemäß auf das Sängerensemble über. Márta Kosztolányi versieht die Titelrolle mit viel Charme und stimmlicher Verführungskunst; Johannes Chum behauptet sich in seinem Rollendebüt als eleganter, spiel- und höhensicherer Tassilo. Mit Daniel Prohaska (Koloman Zsupán) und Cornelia Horak (Lisa) ist das Buffo-Paar ideal besetzt. Ein diesbezüglich feines Händchen beweist Graz auch für die kleineren Partien. Josef Ernst Köpplingers Inszenierung kommt - einigen sinnstiftenden inhaltlichen Änderungen bzw. Straffungen zum Trotz - merkwürdig hausbacken und vordergründig daher und verschließt sich in ihrer Putzigkeit dem notwendigen Hinterfragen von Schein und Sein vor einem heruntergekommenen spätfeudalistischen Hintergrund. (sta, DER STANDARD/Printausgabe, 24.10.2007)