Goethes Frage im Lustspiel "Die Mitschuldigen" ist mit "Ja" zu beantworten, würde man glauben. Schließlich hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte einiges getan. So bestimmt die Herkunft des Einzelnen nicht mehr sein ganzes Leben, wie das in Feudal- oder Kastensystemen der Fall war und ist.

Nichtsdestotrotz weist die mittlerweile berühmt gewordene Pisa-Studie einen Einfluss des sozialen Hintergrundes auf das Testergebnis nach. Der deutsche Soziologe Michael Hartmann zeigt, dass seit Jahrzehnten über vier Fünftel der Topmanager deutscher Großkonzerne aus dem gehobenen oder Großbürgertum stammen. Ähnliches gilt für Frankreich, das Vereinigte Königreich und die USA.

Trotz Bildungsexpansion hat sich die Zusammensetzung dieser Elite kaum geändert. Der "Stallgeruch spielt in derartigen strengen Selektionsverfahren eine wichtige Rolle. Andere "riechen" quasi, aus welchem Milieu man stammt, und kategorisieren einem nach dieser Einschätzung.

Genau hier wird ein aus der Karriereforschung bekanntes Phänomen schlagend: Homophilie. Um das Risiko zu reduzieren, rekrutiert man seinesgleichen, also Bewerber (und viel seltener Bewerberinnen), die den Eindruck vermitteln, die eigene Kultur und Werte zu teilen, die aus vergleichbaren Milieus stammen. Unsere Daten bestätigen das:

  • Auch österreichische Wirtschaftsakademiker/innen kommen meist aus den "besseren Schichten". Die erste scharfe Selektion hat also bereits in der Schule und an der Uni stattgefunden.
  • Bei Männern zeigt sich ein besonders deutlicher Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und dem eigenen Einkommen.
  • Schließlich beeinflusst ein karrieredienlicher Lebensstil - in unserem Fall starkes Interesse für Politik und Wirtschaft - den Karriereerfolg. Dieser Lebensstil wird bereits in der Erziehung über Qualitätsmedien und Hochkultur geprägt.
  • Haben es also manche doch leichter als andere? Reicht das Wollen allein doch nicht aus? Tatsache ist, dass bei gleicher Ausbildung die vom Herkunftsmilieu geprägten "feinen Unterschiede" - also Auftreten, Aussprache, Körpersprache, kurzum: der Habitus einer Person - den Unterschied macht. (Alexandre Iellatchitch*, Der Standard, Printausgabe 20./21.10.2007)