La question humaine beginnt also mit einem Auftrag zu einer Bespitzelung. Eigentlich geht es jedoch in Nicolas Klotz' Film, der auf dem gleichnamigen Roman von François Emmanuel basiert, nicht um die Diagnose eines Einzelnen, sondern um die des Unternehmens selbst: um eine Kultur, die auf Misstrauen basiert und keine Schwächen toleriert, sowie um Mechanismen, die Fehlleistungen von Mitarbeitern sanktionieren.
Simon, ein auf den ersten Blick völlig dienstergebener Mitarbeiter, der sich beim letzten Personalabbau Lorbeeren verdient hat, ermittelt wie ein Arzt, der sich als Privatdetektiv tarnt. Unter dem Vorwand, ein Firmenorchester gründen zu wollen, um die Motivation der Angestellten zu steigern, versucht er das Vertrauen von Just zu gewinnen. Die Strategie geht auf, aber anders als Simon sich erhofft hat: Just zeigt Schwächen, behält aber zugleich auch die Kontrolle, weil er die Intrige durchschaut.
Nacht und Tag
La question humaine erinnert anfangs noch an einen Wirtschaftsthriller, der sich im realistischen Setting moderner Arbeitswelten bewegt, entwickelt sich dann aber zunehmend in Sphären, die nicht mehr so einfach zuordenbar sind: Zum einen liegt es daran, dass Simon selbst alles andere als ein stabiler und daher vertrauenswürdiger Protagonist ist. Das stromlinienförmige Image, das er sich zugelegt hat, täuscht. In der Nacht nimmt er an Clubbings teil, bei denen er sich körperlich völlig verausgabt. Klotz inszeniert diese sozialen Zusammenkünfte als düstere Gegenorte zur Welt aus Glas, die die Tage bestimmt.