Über 70.000 Fahrgäste - Wiener und Pendler aus dem Wiener Umland, die mit Schnell- und Regionalbahnen in die Stadt fuhren - drängten täglich durch geborstene Schwingtüren, über abgetretene Stiegen. Vorbei an Pizza-, Kebab-, Hotdogständen. Bereits in der Früh den Geruch von Frittierfett in der Nase. Die dunklen Ecken wurden von Obdachlosen als Quartiere benutzt.
"Wien Nord" neu
Heute wird der Praterstern, gewöhnlich vom Verkehrslärm der mehrspurigen großen Durchzugsstraßen, der Ausstellungsstraße, Lassallestraße, Heinestraße und Praterstraße, die er verbindet bedröhnt, vor allem von Presslufthämmern und Bohrmaschinen beschallt. Seit Mitte 2004 arbeitet man daran, den Bahnhof „Wien Nord“ neu zu erfinden. Erster Schritt war damals die Errichtung eines Containerdorfes.
Bis zum Winter 2005 waren sämtliche Geschäfte von der Halle in die Container übersiedelt. Für die Obdachlosen wurde es Zeit, sich nach neuen Schlafgelegenheiten umzusehen. Die Bahnhofshalle wurde geschleift. Drei Jahre später, im Sommer 2007 eröffneten bereits einige Geschäfte in der neue Halle der ÖBB. Lediglich die Firmen Billa und Felber besiedeln noch das Containerdorf. Auch Zoran Ster, Billa-Filialleiter am Praterstern hofft auf einen baldigen Umzug. Geplanter Eröffnungstermin für die neue Bahnhofsgeschäftsstelle ist der 5. März 2008.
Der Praterstern als Ziel 2-Region
Der Praterstern fällt in jenes Gebiet um Stuwer-, Volkertviertel, Nord- und Nordwestbahnhof, sowie den Teilen des zwanzigsten Wiener Gemeindebezirks Augarten und Wallensteinstraße, die als Ziel 2-Region gelten. Als strukturell unterentwickelte Gebiete, die mittels der Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) zwischen 2001 und 2006 mit jährlich 18,8 Millionen Euro unterstützt worden waren um an die infrastrukturelle, wirtschaftliche und soziale Situation von Rest-Wien angeglichen zu werden. Ab 2008 ist der Prater nicht nur an die U1, sondern zusätzlich an die U2 angebunden, wird von fünf Schnellbahn- und zwei Regionallinien angefahren. Dazu von diversen Bussen und Straßenbahnen. Der neue Glaspalast "Wien Nord" erhebt sich in der Mitte des Verkehrsknotens, noch nicht ganz fertig gestellt, glänzt er in der Sonne.
Alles beim Alten