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Bei Austrian Airlines gibt es inzwischen Safetycards in Brailleschrift.

Foto: APA/Oliver Berg
Barrierefreies Reisen beginnt zu Hause. Bereits die Suche nach und das Buchen von entsprechenden Transportmöglichkeiten und Unterkünften im Vorfeld einer Reise stellen behinderte Menschen oft vor große Probleme. Da aber Menschen mit Beeinträchtigungen ein großes Potenzial für den Tourismus darstellen, stellen sich immer mehr Fluglinien, Reiseveranstalter oder Unterkünfte auf diese spezielle Zielgruppe ein.

Auch die beiden österreichischen Fluggesellschaften tragen den Anforderungen behinderter Menschen Rechnung. Die Austrian Airlines arbeitet bereits seit 2004 mit dem Österreichischen Zivil-Invalidenverband (ÖZIV) und der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs an einer Verbesserung des Angebotes. Dabei werden die AUA-Mitarbeiter, die im direkten Kundenkontakt stehen im Umgang und in der Kommunikation mit behinderten Fluggästen geschult. Selbsterfahrung wird dabei als adäquates Schulungsmittel eingesetzt und das Personal erfährt so im Rahmen der Schulung, wie etwa Rollstuhlfahrer oder Blinde mit Taststock den Alltag am Flughafen oder im Flugzeug erleben. Bisher gab es diese Schulungen nur für das Bodenpersonal, seit kurzem wird nun auch das Kabinenpersonal für den Umgang mit mobilitätseingeschränkten Fluggästen ausgebildet.

„Es geht uns nicht nur um bauliche Barrieren. Mindestens genauso wichtig sind die Barrieren in den Köpfen der Menschen“, erklärt Hedi Schnitzer, Geschäftsführerin des ÖZIV. Um Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit behinderten Menschen abzubauen, gehört der direkte Dialog mit Betroffenen zum Schulungsinhalt. Dadurch lernt die Crew die persönlichen Erfahrungen und Probleme der Fluggäste kennen und verstehen und kann in Zukunft darauf eingehen, ohne durch Berührungsängste gehemmt zu sein.

Mobilitätseingeschränkter Passagiere

Im Juli 2007 trat die EU-Verordnung über die Rechte von Flugreisenden mit eingeschränkter Mobilität in Kraft. Unter mobilitätseingeschränkt fallen dabei Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, alte Menschen, Frauen mit Kindern oder andere, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten Personen. Ihnen muss der Transport im Flugzeug möglich gemacht werden. Weiters regelt die Verordnung die Erbringung von Hilfeleistungen der Fluggesellschaften oder des Flughafens, die kostenlos erbracht werden müssen. Wenn eine Hilfsbedürftigkeit vorliegt, müssen Passagiere das mindestens 48 Stunden vor dem Flug dem Luftfahrtunternehmen oder dem Reiseunternehmen melden.

Allerdings gehen die Angebote für beeinträchtigte Fluggäste sowohl bei Austrian Airlines als auch bei FlyNIKI über diese Mindestanforderungen hinaus. Die AUA hat etwa für die Gestaltung von Informationsmaterial die Beratung der Hilfsgemeinschaft in Anspruch genommen und ist zur Zeit gerade dabei, gemeinsam mit dem Institut integriert studierender an der Johannes-Kepler-Universität Linz, die elektronische Buchung von Flugreisen auf der AUA-Webseite barrierefrei zu gestalten.

FlyNIKI begleitet beeinträchtigte Personen kostenlos am Flughafen sowohl vor dem Abflug als auch nach der Ankunft, stellt Rollstühle für die Beförderung zur Verfügung und das Betreuungspersonal verfügt über entsprechende Konzessionen und Ausbildungen. Regelmäßige Kontrollen sowie Berichte von Crew und Passagieren sollen die Qualität des Angebots sichern. Behinderte und deren Begleitperson können im Service-Center kostenlos Sitzplätze reservieren, Hilfsmittel und Medikamente werden kostenlos im Laderaum transportiert. Seit kurzem können behinderte Passagiere zusätzlich zum Freigepäck und dem kostenlosen Transport von Rollstühlen oder Gehhilfen weitere 10 Kilogramm Gepäck im Laderaum kostenlos transportieren. Blindenhunde können in die Kabine mitgenommen werden, was ebenfalls durch die EU-Verordnung vorgeschrieben wird..

Bei Austrian Airlines können Assistenz-, Partner- und Blindenführhunde kostenlos in die Passagierkabine mitgenommen werden, am Flughafen Wien Schwechat wurden spezielle Check-in-Schalter eingerichtet, die mit „Special Assistance“ gekennzeichnet sind. Auch AUA stellt eine Begleitung zum und vom Flugzeug zur Verfügung, an Bord gibt es eine Safetycard in Brailleschrift. Die Zusammenarbeit von Austrian Airlines mit ÖZIV und der Hilfsgemeinschaft soll auch in Zukunft vorgeführt werden, um das barrierefreie Angebot laufend zu verbessern und auszuweiten.

"Doc on Board"

Ab Jänner 2008 starten die Austrian Airlines außerdem eine Initiative für verbesserte medizinische Hilfe während des Fluges. Das Trainingsprogramm "Doc on Board" soll Ärzten und Notfallsanitätern Sicherheit im Umgang mit gesundheitlichen Notfällen während Flugreisen geben.

Das Programm wurde von Medtraining in Kooperation mit Austrian Airlines und Miles & More entwickelt. Spezielle Kurse sollen die "Helfer über den Wolken" auf den Einsatzort Flugzeug vorbereiten. Nach dem Abschluss bekommen die Ärzte eine "Doc On Board Card" bzw. die Sanitäter eine "Doc On Board Paramedic Card", die sie als speziell ausgebildete Mediziner identifiziert. Die Karte behält zwei Jahre ihre Gültigkeit, danach müssen die Kenntnisse aufgefrischt werden. Die Kurse werden von der Ärztekammer als zertifizierte Aus- und Fortbildung anerkannt. Mit der Karte kann sich der Arzt beim Einsteigen ins Flugzeug ausweisen. Die Flugbegleiter wissen dann sofort, dass sich ein speziell ausgebildeter Helfer an Bord befindet. (APA/red)