Die Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs empfiehlt eine jährliche Krebsabstrichuntersuchung unabhängig von der HPV-Impfung auch weiterhin.
Sujet Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs
Seit der Gründung der Österreichischen Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs im März 2007 ist viel passiert: Mehr als 100.000 ÖsterreicherInnen haben sich durch ihre Unterschrift den Forderungen wie der kostenlosen Immunisierung gegen HPV angeschlossen. "Diese Anzahl hat auch unsere Erwartungen weit übertroffen und ist eine klare Aufforderung an die Verantwortlichen, eine österreichweite Lösung anzubieten", so Katharina Stemberger, Initiatorin und Vorsitzende der Initiative, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, bei der die Initiative ihre Anliegen noch einmal unterbreitet hat. Auch Frauenministerin Doris Bures schloss sich der Forderung nach kostenloser Impfung für Mädchen an.

Das zentrale Anliegen

Die Impfung gegen humane Papillomviren dürfe nach Ansicht der Initiative kein Privileg höherer Einkommensschichten sein. Gefordert werden Aufklärung und ein nationales Impfprogramm, das die Impfung für alle Mädchen und Frauen möglich macht. Die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe fordern gemeinsam mit der Initiative vehement die Umsetzung des Österreichischen Impfplans ein, in dem die Impfung bereits seit Anfang dieses Jahres für Mädchen offiziell empfohlen wird.

"Fachlich gibt es an der Sinnhaftigkeit dieser Impfung keine Zweifel", betonte Univ.-Prof. Paul Sevelda, Gynäkologe und Präsident der Österreichischen Krebshilfe. "In einer kombinierten Strategie mit dem jährlichen Krebsabstrich stellt sie den bestmöglichen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs dar und hat das Potenzial, in den nächsten Generationen viel Leid zu verhindern." Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie der OEGGG fügte hinzu: "Auch seitens der OEGGG ist es uns angesichts der Diskussion rund um die Impfung ein Anliegen, nun mit einem ganz klaren Statement an die Öffentlichkeit zu gehen, das unmissverständlich klar macht, dass es unsere Pflicht als Mediziner ist, diese Impfung zu empfehlen und dafür einzutreten, dass sie im Sinne aller auch breit zugänglich gemacht wird."

Österreich: Vom Vorreiter zum Nachzügler?

"Wir waren das erste europäische Land, das die Impfung im Rahmen des Impfplans des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend offiziell empfohlen hat", zeigte Sevelda eine positive Ausgangslage auf. "Nur ist daraus bisher keine Konsequenz entstanden, während andere europäische Länder hier bereits eindeutige Beschlüsse gefasst haben und ganze Jahrgänge geimpft werden. Wir sollten nicht mehr allzu lange warten und vermeiden, hier wirklich vom Vorreiter zum Nachzügler zu werden. Jetzt, wo seit wenigen Tagen auch der zweite Impfstoff auf dem Markt ist, sollte es keine Einwände mehr gegen die rasche Einleitung eines solchen Programms geben."

Kombinierte Strategie aus Impfung und Krebsabstrich

In einem Punkt sind sich alle Beteiligten einig: Selbstverständlich muss ein Impfprogramm mit entsprechender allgemeiner Aufklärung zu HPV und sexuell übertragbaren Erkrankungen sowie einer umfassenden Förderung der Teilnahme am jährlichen PAP-Abstrich einhergehen. Derzeit wird die wichtige Vorsorgeuntersuchung nur von rund einem Drittel aller Frauen ab dem 18. Lebensjahr regelmäßig in Anspruch genommen.

Auch dahingehend wird die Initiative nun aktiv: Neben dem bestehenden Vorsorgemodul der Österreichischen Krebshilfe, das auch an Mammografie, Okkulttest und Koloskopie erinnert, stellt die Initiative auf ihrer Website ein spezielles PAP-Erinnerungssystem zu Verfügung, das zusätzlich zur Impfung ab sofort alle eingetragenen Frauen verlässlich an den jährlichen Krebsabstrich erinnert. Die Einbindung von Österreichs GynäkologInnen steht dabei im Vordergrund, die über einen Arztzugang die Patientinnen auch selbst – natürlich mit deren Zustimmung - in das System eintragen können, was dazu beitragen soll, die Teilnahmezahlen an der jährlichen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung nachhaltig zu erhöhen.

Bures schließt sich Forderung an

Auch Frauenministerin Doris Bures unterstützt die Initiative. Sie verwies in einer Aussendung darauf, dass der Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates, das Beratungsgremium der Gesundheitsministerin, bereits im Dezember 2006 eine positive Stellungnahme zum Impfstoff abgegeben hat, da die Effektivität des Impfschutzes mit großen Zahlen von Probanden demonstriert worden sei. Außerdem würden in vielen anderen Ländern die öffentliche Hand die Kosten für die Impfung übernehmen. Bures forderte demzufolge, die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs auch hierzulande in das Kinderimpfprogramm aufzunehmen. "Das Geld wäre gut investiertes Geld. Wir verhindern damit viel menschliches Leid, aber auch viele Folgekosten für die Behandlung der Krankheiten." (red)

>>> Forderungen der Initiative im einzelnen

  • Aufnahme der HPV-Impfung in das Impfprogramm für Kinder und damit die kostenlose Impfung aller Mädchen zwischen neun und 14 Jahren.

  • Impfung aller Mädchen bis zum 18. Lebensjahr durch ein Einberufungsprogramm, um dadurch möglichst rasch den positiven Effekt der HPV-Impfung der gesamten Jugend zukommen zu lassen.

    Die ÖKH empfiehlt die Impfung aller Frauen bis zum 26. Lebensjahr.

    Die HPV-Impfung sollte bei Kindern und Jugendlichen mit einer umfassenden Information über Verhütung, "Safer Sex", gesunden Lebensstil, Nikotin, Alkohol und Drogenberatung sowie Krebsfrüherkennung verbunden werden.

  • Die HPV-Immunisierung der Frauen bis zum 26. Lebensjahr sollte an die Krebsfrüherkennungsuntersuchung (PAP-Abstrich) gekoppelt werden.

  • Die jährliche Krebsabstrichuntersuchung ist unabhängig von der HPV-Impfung auch weiterhin zu empfehlen. (APA)