Richard Prince gehörte mit seinem unverkäuflichen Dodge Challenger zu den fünf kuratierten Projekten der diesjährigen Frieze Art Fair im Regent's Park.

Foto: Linda Nylind/Frieze

In ihrem fünften Jahr blieb sie aber nicht nur für englische Privatsammler anhaltend attraktiv.


Viele Galeristen gehen davon aus, dass sich ein Stand bei der Frieze nicht rentiert, weil die Arbeiten der von ihnen vertretenen Künstlerinnen und Künstler noch nicht einmal teuer genug sind, um die hohe Standmiete einspielen zu können. Die Folge dieser "natürlichen" Vorauswahl waren heuer 400 Anmeldungen von internationalen Galerien, aus denen ein Komitee 150 der weltweit wichtigsten und potentesten ausgewählt hat.

Zu diesen gehört unter anderem die Londoner White Cube Gallery, die am Eröffnungsabend mit einer "Performance" von Dinos und Jake Chapman für Aufsehen sorgte: Amanda Sharp und Matthew Slotover, die beiden Organisatoren der Messe, sorgten sich im Vorfeld zwar vor allem um die rechtlichen Folgen der Aktion; aber dort, wo viel Geld ist, ist auch die Kunst ziemlich frei und deswegen wurden die Pfundscheine, die das Künstlerduo bemalte, auf dem "Fleamarket" von Rob Pruitt bei Gavin Brown's Enterprise noch am selben Abend um das Doppelte und Dreifache locker weiterverkauft.

Der US-amerikanische Künstler, der mit seinem trashigen Flohmarkt den gesamten Stand von Gavin Brown bespielte, bot außerdem Stempel von Yoko Ono, alte Fernbedienungen von Tony Oursler und einen 10.000 Pfund teuren Rock von Vivienne Westwood und Malcolm McLaren feil.

Ähnlich anziehend wie der Flohmarkt, der die "niedrigere" Kauflust der Besucher animierte, funktionierte auch das Projekt des amerikanischen Starkünstlers Richard Prince: Neben vier weiteren Interventionen gehörte sein Dodge Challenger und die obligatorisch leicht bekleidete Frau zu den von Neville Wakefield kuratierten Projekten, die die Funktions- und Präsentationsmechanismen der Messe zu reflektieren versuchten.

In einem Interview darauf angesprochen, ob er mit seinen Projekten den Markt kritisieren wolle, kam der Kurator jedoch ins Schwanken: Es wäre ihm bei der Auswahl zwar um kritische Interventionen gegangen, er sei sich aber darüber im Klaren, dass dadurch die Attraktivität und der kommerzielle Erfolg der Frieze bloß gesteigert würde.

Kuratierte Geldflüsse

Die Attraktivität der Messe steigern mittlerweile aber nicht mehr nur die kuratierten Spezialprojekte wie etwa die so genannte Fair Gallery, die Arbeiten von drei ausgewählten Galerien (u. a. Jirí Kovanda, Deimantas Narkevicius) in einer kuratierten Ausstellung präsentierte, sondern auch die kommerziellen Galerien selbst: Die US-Galerie Cabinet stellte den Besuchern einen Audioguide zur Verfügung, der die Zusammenstellung der neuesten Arbeiten von Lucie McKenzie oder Mark Leckey mit Kunstwerken von Josef Hoffmann oder der russischen Avantgardekünstlerin Alexandra Exter diskursivierte, und die Warschauer Foksal Gallery hat sich mit einem von Pawel Althamer konzipierten Projekt ebenfalls auf Muse-umstaugliches eingelassen.

Von der Tate, die jedes Jahr 150.000 Pfund (rund 215.500 Euro) für Ankäufe zur Verfügung stellt, wurde die Installation, die Arbeiten von Wilhelm Sasnal, Artur Zmijewski u. a. integrierte, dann auch aus guten Gründen gekauft. In Bezug auf die täglich sichtbaren Geld- und Warenflüsse setzte aber auch die Galerie Martin Janda ein Zeichen: Neben einer kleinen "Ausstellung" von Július Koller und Arbeiten von Maja Vukoje, Martin Arnold oder Roman Signer war dort der Film Lucky Day von Roman Ondák zu sehen, in dem ein Mann einen Sack voll Münzen in einen Brunnen wirft und sich so "bloß" viel Glück erkauft.

Glückliche Tage

Glücklich haben in London allerdings alle österreichischen Galeristen gewirkt: Thaddaeus Ropac war schon am zweiten Tag ausverkauft, die Galerie Krobath Wimmer mit einer Lichtinstallation von Brigitte Kowanz bei den neun für den Skulpturenpark ausgewählten Projekten dabei, die Galerie Krinzinger wäre den neuen Erwin Wurm jeden Tag mehrfach losgeworden und Gabriele Senn berichtete ebenfalls von lukrativen Geschäften und guten Kontakten.

Außerdem hat man in London immer auch unbekanntere Positionen dabei: Bei Meyer Kainer waren das Siggi Hofer und Isa Schmidlehner, Georg Kargl hat mit spannenden Arbeiten von Andreas Fogarasi oder Nadim Vardag den durch die vielen millionenschweren Kunstwerke fiebrig erhitzten Markt ebenfalls sehr wohltuend runtergekühlt. (Christa Benzer aus London / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2007)