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Multinationale Konzerne investieren Milliarden in den Rohstoffsektor, die Bevölkerung hat selten etwas von den Einnhamen daraus, gerade einige Zentren profitieren.

Foto: Reuters/Ho
Wien – "Was mit Einnahmen aus Rohstoffen passiert, wie sie verteilt werden, das ist in vielen Ländern Staatsgeheimnis", kritisiert Thomas Pollan, österreichischer Jurist und Mitarbeiter der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) bei der Vorlage des World Investment Reports 2007, der sich speziell mit den Investitionen in die Rohstoffindustrie auseinandersetzt – aus aktuellem Anlass, haben doch die Preise von Öl, Gas, Metallen und vielem mehr angesichts der unter Volldampf stehenden Weltkonjunktur in den vergangenen drei Jahren stark angezogen.

Keine Arbeitsplätze

Grundsätzlich, so Pollan, befürworte die UNCTAD Direktinvestitionen, brächten die Kapitalzuflüsse auch Technologie und Managementfähigkeiten in Entwicklungsländer. Dennoch zeigten Investitionen oft keine Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, ließen keine Arbeitsplätze entstehen. Dies, da sich die Regierungen der Gastländer nicht selten auf die Rolle eines "rentier state" zurückziehen – also nur mehr Ressourcen an externe Geldgeber verkauft. Pollan: "Die Regierung ist dank der Einnahmen aus dem Rohstoffsektor gar nicht mehr abhängig von der Bevölkerung." Dies führe zu ökologischen, sozialen und politischen Problemen, "die auch Verantwortung bei den multinationalen Konzernen erfordern".

Die UNCTAD unterstütze daher unter anderem die 2003 gegründete Initiative "Extractive Industry Transparency" (EITI), die durchsetzen will, dass die Einnahmen aus Rohstoffverkauf in den Entwicklungsländern in irgendwelchen Kanälen versickern.

Weltweit, so liest man im Investment Report weiter, fließen lediglich neun Prozent der Direktinvestitionen in die Rohstoffindustrie (Dienstleistungen beanspruchen rund 60 Prozent, rund 30 Prozent die verarbeitende Industrie). Mancherorts geht jedoch der Großteil der Direktinvestitionen in den Rohstoffsektor – viele der Länder liegen in Afrika, aber auch in Bolivien oder im Oman sind es mehr als die Hälfte. Multinationale Konzerne und Staatsunternehmen spielen dabei unterschiedliche Rollen. Im Metallsektor etwa dominieren Konzerne aus Industrie- und Schwellenstaaten. Die größten Minenbetreiber weltweit sind BHP Billiton (Australien/Südafrika), Rio Tinto (Großbritannien/Spanien/Australien) sowie CVRD (Brasilien). Im Öl- und Gassektor hingegen sind Staatsfirmen bestimmend – etwa Saudi Aramco, Gasprom (Russland) und NIOC (Iran).

China holt auf

Auffallend ist, dass Staatsunternehmen aus Entwicklungsländern zunehmend mehr Direktinvestitionen setzen. Topinvestoren im Öl- und Gasbereich sind nach wie vor Exxon-Mobil, BP, Shell und Co. Der US-Konzern Exxon-Mobil fördert 1,43 Mrd. Barrel Öl pro Jahr im Ausland. Mit 188 Mio. Barrel ist CNPC/Petro Chiona davon zwar weit entfernt, mit Chevron (550 Mio.) oder Repsol-YPF (356 Mio.) rücken die Chinesen aber näher. China engagiert sich derzeit stark in Afrika – teilweise mit aggressiven Methoden und ohne Rücksicht auf ökologische oder politische Auswirkungen. Details dazu hat – mangels Transparenz – auch nicht die UNCTAD. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.10.2007)