Wien – Für Verwirrung und Erstaunen sorgte am Montag der aus London herbeigeflogene Zeuge im Bawag-Prozess, Fondsmanager Kaveh Alamouti. Die Aussage des Spezialisten für hochkomplexe Hedgefonds-Veranlagungen war mit allergrößtem Interesse erwartet worden: Er hatte im Vorverfahren sowohl Ex-Bankchef Helmut Elsner als auch Investmentbanker Wolfgang Flöttl belastet. Laut Elsner sei mit Flöttl vereinbart gewesen, dass Alamouti die letzte Geldtranche (die Veranlagung von 430 Mio. Euro in "Unibonds", die Ende 1999 beschlossen wurden und 2000 verloren waren) veranlage. Flöttl bestreitet das.
Elsner, der Alamouti im Dezember 1999 in London getroffen haben will, vor Gericht: "Ich sagte Alamouti, dass wir großes Interesse haben, von ihm beraten und bedient zu werden." Alamouti, ein schmächti-ger 53-Jähriger – wie er dem STANDARD versicherte, hätte er "nie gedacht, wegen dieser Sache mit Wolfgang einmal vor Gericht aussagen zu müssen; ich bin erstaunt" – brachte zunächst einmal Verwirrung in den Saal. Denn: Das Treffen, bei dem ihm Flöttl ("Er war dafür bekannt, riesige Risiken zu nehmen") Elsner vorstellte, fand nach seiner Erinnerung und gemäß seinem Terminkalender im Juli oder Dezember 2000 statt – und nicht, wie sich alle anderen Beteiligten erinnern, Ende 1999. Sollte Alamouti Recht haben (was eine Frage der Beweiswürdigung sein wird), müssten die Unibond-Vorstandsbeschlüsse rückdatiert worden sein.
Risiko-Frage
Wie auch immer – die Antworten auf die juristisch relevanten Fragen (hätte Flöttl die Unibond-Gelder über Alamouti und in sieben verschiedenen Risikoklassen anlegen müssen, so würde das die Verantwortung der Angeklagten, dass alles auf eine Karte gesetzt wurde, schmälern) wurden aus Alamouti herausgeschält. Die Kurven und Umwege aus dessen Erzählungen ausgenommen, ergab das folgendes Bild: Bei seinem "Jointventure mit Flöttl" hätte er, Alamouti, Investmentmanager sein sollen und Flöttl sollte die Investoren mit zunächst 100 Mio. Euro bringen; eine Aufstockung auf bis zu zwei Milliarden wäre erwünscht gewesen. In seinen Verträgen mit Flöttl sei "Bawag" nie vorgekommen, auch bei seinem Treffen mit Elsner habe man nicht über Konkretes mit der Bawag geredet. "Wir wollten einen internationalen Fonds gründen, mit einer breiten Investorenstreuung und sicher nicht einen Fonds nur für die Bawag", fasste das Alamouti zusammen. Ob je über sieben Fonds mit sieben unterschiedlichen Risikoklassen gesprochen worden sei? Alamouti: In der Form nicht, und letztlich könne man ja "sogar bei hochriskante Strategien mit wenig Risiko fahren, wenn das eingesetzte Kapital gering ist".
Am wenigsten kompliziert das Ende vom Lied: "Wir haben nie mit dem Handeln angefangen, ich habe auch keine Beratungsleistungen getätigt." Ende 2000 wurde das Agreement gekündigt. Auch Geld floss nie – oder besser: fast nie. Alamouti kassierte von Flöttl 1,25 Mio. Dollar Managementhonorar und 1,5 Mio. Euro für die vorzeitige Beendigung. "Leicht verdientes Geld?", fragte die Richterin, "Das ist so in unserem Geschäft", erklärte Alamouti, was der Richterin den Seufzer "Wir machen etwas falsch in unserem Leben" entlockte. Die Elferfrage ("Kann man mit einem Einsatz von 430 Millionen in sechs Jahren eine Milliarde Euro zurückgewinnen?") beantwortete der in Persien geborene Finanzwissenschafter so: "Grundsätzlich möglich, aber nur mit hohem Risiko."