In neuem Glanze

Staub, Lärm und Chaos sind verschwunden, die Wände erstrahlen in frischem Gelb und Weiß. Das Afro-Asiatische Institut in der Türkenstraße 3 im neunten Bezirk hat nach längeren Renovierungsarbeiten den Betrieb wieder aufgenommen. "Es gibt noch einige Nachwehen, aber im Großen und Ganzen sind die Bauarbeiten abgeschlossen", erzählt Geschäftsführer Nikolaus Heger bei einem Rundgang durchs Haus und reißt prompt eine lose Türklinke heraus.

Foto: derStandard.at/ Julia Schilly

Treffpunkt für täglich 400 Menschen

Das Afro-Asiatische Institut wurde 1959 auf Initiative von Kardinal Franz König als Instrument der Völkerverständigung gegründet. Das entwicklungspolitische Bildungshaus fördert den Dialog der Kulturen und Religionen. Heute, nach wechselvoller Geschichte, ist das AAI Wien, das auch Schwesterneinrichtungen in Graz und Salzburg hat, interkultureller und interreligiöser Treffpunkt für rund 400 Menschen täglich.

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Mehrmals pro Jahr Neujahrsfeiern

Auf sieben Stockwerken erstrecken sich Kapelle, Hindutempel, Moschee, Cafe, Mensa und ein StudentInnenheim. In den Veranstaltungsräumen wird mehrmals pro Jahr für unterschiedliche Nationen und Glaubensgemeinschaften Neujahr gefeiert. Momentan hat das AAI keinen Rektor, da er aus Rom abgeworben wurde. "Die Abberufung kam überraschend, zu einem Zeitpunkt, als das nächste Jahr schon geplant war", daher werde eine Lösung noch dauernd, so Heger.

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Heimat auf Zeit und umfassende Ausbildung

"Im Moment haben wir 100 Studierende aus 19 Nationen, davon stammt nur die Hälfte aus Österreich oder Deutschland", zählt Heger auf. Ein wesentlicher Punkt in der Arbeit des AAI sei die Betreuung und Förderung von Studierenden aus den Ländern des Südens. Die ausländischen Studierenden erhalten neben einer "Heimat auf Zeit" eine umfassende Ausbildung: "Wichtig ist dem AAI, nicht nur Fachliches, sondern auch eine breite Bildung zu vermitteln." Das umfasse auch Genderfragen, Demokratiepolitisches oder Themen wie Unternehmensgründung.

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Besuch von Schulklassen

Ziel der inhaltlichen Arbeit des Hauses ist es, Menschen aus Ländern des Südens die Möglichkeit zu geben, sich, ihre Kultur, ihr Land und ihre Lebensweise vorzustellen. StudentInnen aus Afrika und Asien stehen auf Anfrage zu vielfältigen Themen als interkulturelle FachreferentInnen zur Verfügung. "Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Aktionen mit Schulen", meint Heger. Für die Kinder ergibt sich manchmal das erste Mal die Möglichkeit eine andere Kultur oder Religion kennen zu lernen.

Foto: AAI Wien

Moschee und Hindutempel

In der Moschee erfahren die Schüler vom Imam Grundwissen über den Koran, Gebetsgewänder oder den Ramadan. Im farbenprächtigen Hindu-Tempel reihen sich Räucherstäbchen und Gottheiten nebeneinander.

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"Die religiösen Instanzen erzählen aus ihrer Perspektive, was ich für sehr wichtig halte. Das ist anders, als wenn ein Christ über Muslime oder Hindus berichtet", erläutert Heger das Konzept.

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Nur die Kapelle ist noch recht karg eingerichtet, der Jesus am Kreuz lehnt in einer Ecke, hinter Sesseln und neben Steckdosen. "Unsere Kapelle hat noch keinen Priester. Der soll sich hier einrichten, wie er das gerne hat", erklärt Heger.

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Kulturelle Veranstaltungen

Ferner sind zahlreiche kulturelle Darbietungen ein wesentliches Instrument des "Dialogs der Kulturen und Religionen". Das AAI bietet Filmvorführungen, Lesungen, Tanz- oder Diskussionsabende in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen. Mit "Türkenstraße 3" gab es von Angelika Unterholzner und Johann Gruber unlängst einen Dokumentarfilm über die Schließung während der Renovierung.

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Ziele und Grenzen der Integration

"Wichtig ist uns besonders der Bereich Integration, denn das AAI wurde ja als entwicklungspolitisches Projekt geplant", so Heger. Daher bietet das AAI eine umfangreiche Beratung ausländischer Studierender an. Einmal im Jahr gab es vor den Renovierungsarbeiten das "Fest der Versöhnung", das nun das "Fest der Visionen" heißt, wie Heger erzählt: "In diesem Rahmen überlegen wir, wie Integration aussehen kann, welche Ziele und Grenzen es gibt."

Foto: AAI Wien

Grenzen respektieren

"Gerade beim Dialog der Religionen gibt es immer wieder die Frage, ob Hindus, Christen und Moslems gemeinsam beten können. Die katholische Mentalität ist ja eher, allen mit offenen Armen zu begegnen. Das kann aber auch erdrückend sein, denn man muss auch respektieren, dass andere da reservierter sind", macht Heger aufmerksam. "Es braucht Erfahrung und Sensibilität, aber es funktioniert gut", so Heger.

Foto: AAI Wien

Wirtschaftlich auf gutem Weg

Das Haus gehört dem Jugendherbergswerk, wird jedoch vom AAI verwaltet. Dadurch wird die Basisfinanzierung gesichert. "Wirtschaftlich sind wir dank der Partnerschaft mit dem Wiener Jugendherbergswerk, die das Haus renoviert haben, auf einem sehr guten Weg", meint Heger. "Ein Trend im Bereich der NGOs ist, dass das Fundraising immer umkämpfter wird. Es ist wichtig, sich ein wirtschaftliches Standbein zu suchen. Rein von außen abhängig zu sein hat nicht soviel Zukunft", so Heger.

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300 BesucherInnen beim Eröffnungsfest

Am zweiten Oktober fand das Wiedereröffnungsfest statt. Heger freut sich über den Erfolg: "Die rund 300 BesucherInnen waren ein klares Zeichen dafür, dass an der Arbeit des AAI weiterhin großes Interesse besteht." (jus, derStandard.at/ 15. Oktober 2007)

Afro-Asiatisches Institut

Dokumentarfilm Türkenstraße 3

Bildungsreferentin Maria Wiech verwaltet die Anfragen von Schulklassen unter bildung@aai-wien.at

Foto: AAI Wien