Ankara/Washington - Im Streit um die Resolution, mit der der US-Kongress die türkischen Massaker an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs als "Genozid" qualifizieren will, hat der türkische Außenminister Ali Babacan die USA vor einer Verschlechterung der Beziehungen gewarnt. Sollte der US-Kongress die Resolution annehmen, dann wäre dies "ein schwerer Schlag gegen alle Aspekte unserer Beziehungen und würde unsere strategische Kooperation überschatten", sagte Babacan in Ankara.

Die US-Regierung, die gegen die (nicht bindende) Resolution ist, fürchtet vor allem Nachteile für ihre Truppen im Irak. Insbesondere geht es um die für die Irakkriegsführung extrem wichtigen Überfluggenehmigungen und Lagerung von Rüstungsgütern. 70 Prozent des Luftnachschubs für die US-Truppen im Irak läuft nach Pentagon-Angaben über den Luftwaffenstützpunkt Incirlik. In der Türkei lagern laut türkischen Medienberichten etwa 90 der nach jüngsten Schätzungen noch immer 480 in Europa befindlichen US-Atomwaffen.

Parlament entscheidet über Intervention im Nordirak

Der Konflikt beeinträchtigt auch die US-Bemühungen, die Regierung in Ankara zum Verzicht auf eine militärische Intervention im Nordirak - gegen Rückzugsbasen der türkisch-kurdischen Terrororganisation PKK - zu bewegen. Die türkische Regierung ist offenbar bereit, internationale Kritik im Falle eines Angriffs in Kauf zu nehmen. Was immer ein derartiges Vorgehen erfordere, sein Land sei dazu bereit, sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag. Erdogan will sich kommende Woche im Parlament die Zustimmung für einen Militäreinsatz holen.

Die PKK antwortet mit Drohungen und kündigt Angriffe auf die regierende AK-Partei, aber auch die Oppositionspartei CHP an. Die PKK teilte weiters mit, den Nordirak verlassen und in die Türkei zurückkehren zu wollen. (APA, Reuters, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 13./14.10.2007)