Will nah am Kremser Bürger, an der Kremser Bürgerin Politik machen: Rathaus-Rückkehrerin Rinke.

Foto: Standard/Rinke

Die 55-Jährige hat bei den Gemeinderatswahlen Amtsinhaber Franz Hölzl per Vorzugsstimmen abgehängt: eine Geschlechterzäsur im Interesse des schwarzen Machterhalts.

Krems – Den sogenannten Frauenbonus zieht Ilse Rinke nicht als Grund für ihren Wahlerfolg heran. Vielmehr erklärt sie ihren errungenen Vorzugsstimmen-Überhang bei der Kremser Gemeinderatswahl am vergangenen Sonntag mit ihren – relativen – Newcomerqualitäten: "Fünf Wochen vor der Stimmabgabe hat mich der Franz gebeten, intensiver in den Wahlkampf einzusteigen, um die mögliche Gefahr eines Mandatsverlusts für die VP hintanzuhalten", schildert die 55-Jährige.

Jetzt hat sie ihn übertrumpft, den "Franz" und bei der kommunalen Kür am 7. Oktober um 46 Vorzugsstimmen mehr als er eingefahren. Da in Krems "Name vor Partei" ging, machte das Rinke zur designierten Frau im Amt: Der Gemeinderat muss erst noch mehrheitlich für sie stimmen.

Langzeitbürgermeister Franz Hölzl wiederum machte es zu einem Noch-Amtsinhaber mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend, weil er nach elf Jahren den Bürgermeistersessel der 23.880-EinwohnerInnen-Stadt räumen muss, lachend, weil die Entscheidung, Rinke in den Mittelpunkt zu rücken, der schwarzen Fraktion ihre zwanzig Mandate (von insgesamt vierzig) und damit ihre Mehrheit erhalten hat.

Wunschpartner SP

Dem Ortschef war zuletzt ein desaströser Landesrechnungshofbericht über eine Seniorenheimstiftung in die Quere gekommen. "Und da sind Hölzl wohl meine guten Umfragewerte ins Auge gesprungen", sagt die Siegerin. Als solche ist sie jetzt mit der Stadt-SP im Gespräch, deren 16 Mandate sie für Mehrheitsentscheidungen braucht.

Rinke ist eine Rathaus-Rückkehrerin. Aus der Umweltinitiativen-Bewegung 1992 in die kommunale Parteipolitik geholt, kam sie 1993 für die VP in den Kremser Gemeinderat. 1997 avancierte sie zur Vizebürgermeisterin und wurde 2002 wiedergewählt, doch 2003 trat sie zur niederösterreichischen Landtagswahl an: "Ich wollte einmal Politik auf einem übergeordneteren Niveau machen", sagt sie. Als Landtagsabgeordnete legte sie alle kommunalen Funktionen zurück. Aber als sie der Ruf aus Krems erreichte, kehrte die Frau, die "stolz ist, bei der VP zu sein", sofort in die Donau-Stadt zurück.

Integration und Altersversorgung

Ihre künftige Funktion siedelt die gebürtige Kärntnerin, die es wegen "der Liebe" nach Krems verschlug, nahe am Bürger, an der Bürgerin an. Die "kleinen Sorgen der Menschen in einer Stadt, wo es den meisten so gut geht wie in Krems", hört sie sich gern im direkten Gespräch an: "Meine Kinder und Enkel weigern sich, mit mir durch die Stadt zu gehen, weil sie dann überhaupt nicht weiterkommen", schildert sie.

Bei Budget, Kultur und Betriebsansiedlungen will sie den "Erfolgskurs Hölzls" weiterführen, aber ohne auf "Softthemen" zu vergessen: "Integration und Altersversorgung sind mir besondere Anliegen". (Irene Brickner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.10. 2007)