Ansichtssache: Gerichtszeichnungen von Oliver Schopf

Gerichtszweichnung: Oliver Schopf
Zum Bankenausschuss kam er nicht, am Donnerstag war Investor Martin Schlaff Zeuge im Bawag-Prozess. Er schilderte, warum Provisionen aus einem Bawag-Kreditgeschäft auf seinen Geschäftskonten gelandet waren. Den Angeklagten droht daraus Ungemach.

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Wien – Am Tag 38 des Bawag-Strafprozesses hatte zunächst einmal der Ankläger, Staatsanwalt Georg Krakow, seinen großen Auftritt. Er brachte für Provisionszahlungen, die im Zusammenhang mit Geschäften zum Karibikverlust-Abbau stehen, bei deren Anbahnung der Wiener Investor Martin Schlaff eine Rolle gespielt hat, einen Ausdehnungsvorbehalt ein. In Summe geht es laut Krakow um mehr als vier Millionen Dollar; ein Teil davon sei auf Konten von Schlaff-Gesellschaften gelandet.

Schlaff, der Helmut Elsners Kaution in Frankreich bezahlt hatte, war am Donnerstag Zeuge, er sei "gut mit Helmut Elsner befreundet", sagte er. Von den Verlusten habe er freilich nichts gewusst, "sonst hätte ich mir dringend eine neue Hausbank gesucht".

Profan ausgedrückt, hat der Staatsanwalt mit seinem Schritt einzelnen Angeklagten angekündigt, den Untreuevorwurf um die Provisionsbeträge auszuweiten. Der Vorwurf: Die Provisionen wären nicht nötig gewesen, und haben die Bank geschädigt. Betroffen sein könnten davon Elsner, Peter Nakowitz und Johann Zwettler; sicher ist das aber noch nicht – überhaupt gilt bis zu einem rechtskräftigen Urteil für alle Angeklagten die Unschuldsvermutung. Den Geldkreislauf, um den es geht, erläuterte Krakow anhand einer schematischen Darstellung der involvierten Gesellschaften.

Die Geschichte beginnt im Jänner 2001, als der Bawag-Vorstand und die Wirtschaftsprüfer gerade nach Möglichkeiten suchten, die Bilanz 2000 zu erstellen. (Ende 2000 waren mit den Unibonds die letzten 450 Mio. Dollar in den Sand gesetzt worden, der Gesamtverlust aus den Spekulationsgeschäften mit Wolfgang Flöttl hatte sich auf 1,4 Mrd. Euro summiert.) Damals – es stand noch nicht fest, ob der ÖGB die Garantie zur Verfügung stellen würde – gewährte die Bawag ihren vier Privatstiftungen in Liechtenstein (dort waren die Verluste "geparkt") einen Kredit von 88 Millionen Dollar, eben um deren Obligo bei der Bawag zu reduzieren, was gut für die Bilanz war. Das Geld selbst war laut Darstellung der Angeklagten (sie wurden gesondert einvernommen) eine „Akonto- Zahlung“ auf den erwartbaren Gewinn aus dem Mobiltel-Deal, an dem die Bawag mit einer Investorengruppe rund um Schlaff später teilhaben sollte. "Der Gewinn war damals durchaus erwartbar, sonst hätte ich das Geschäft nicht gemacht, Frau Rat", kommentierte das Schlaff.

Bawag spendet

Das Geld, um das es damals ging, floss im Jänner 2001 – aber nicht direkt nach Liechtenstein, sondern über vier amerikanische Gesellschaften, die in diversen Bawag-Protokollen gern "die vier Amerikaner genannt wurden". Diese Gesellschaften wurden der Bank von Martin Schlaff vermittelt – was der aber in seinem von heftigem Publikumsinteresse getragenen sachlichen und wortkargen Auftritt ganz anders darstellte: Er habe nicht die Gesellschaften vermittelt, sondern den in New York tätigen israelischen Geschäftsmann Salomon Meier. Ursprünglich hätte Elsner ihn, Schlaff, involvieren wollen, aber er habe das abgelehnt. Warum er Meier empfohlen habe: "Ich schätze ihn sehr, er ist karitativ tätig, wenn ich jemandem risikolose Provisionen vergönne, dann ihm." Elsner bestätigte: "Man könnte die Provisionen Spenden nennen, vielleicht gingen sie für den Kampf gegen Aids."

Bei den "vier Amerikanern" blieb das Geld nur drei Tage, danach landete es bei zwei Gesellschaften aus dem Einflussbereich Flöttls, wurde noch am selben Tag an die Bawag-Stiftungen weitergereicht; "womit der Finanzierungskreis geschlossen war", wie das Krakow beschrieb.

Provision aus Bildern

Der Provisionsfluss war ebenso üppig wie kompliziert: Unter anderem flossen 1,8 Mio. Dollar an einen der "vier Amerikaner" und 700.000 Dollar an die damalige Schlaff-Firma Tagnix. Im März 2003 landeten 440.000 Dollar bei der Placzek Holding Schlaffs, 2005 (im Refco-Kredit-Jahr) zahlte Flöttl aus seinen Bilderverwertungen 320.000 Euro an die Galonia-Stiftung. Die rechnet Schlaff seinem Geschäftsfreund Konrad Ackermann zu (siehe unten). Warum das passierte, war nicht zu klären, im Raum stehende SP-Finanzierung wurde heftig bestritten. Schlaff selbst erklärte die Geschichte trocken so: Die Provisionen seien auf seinen Konten gelandet, weil ihn Meier gebeten habe, sie in Europa steuerschonend zu parken, damit er das gesamte Geld dann für Wohltätigkeitsaktivitäten spenden könne. Schlaffs Steuerberater Michael Hason (er ist auch im Vorstand von Elsners Birdie Privatstiftung) habe dafür Schlaffs Geschäftskonten zur Verfügung gestellt.

Trocken stellte Schlaff klar, er habe damals alles nur "mit mäßigem Interesse verfolgt". Auf die letzte Frage der Richterin ("Wollen Sie einen Fahrtkostenersatz?") antwortete der ernsthafte reiche Zeuge so: "Danke, ich komme zurecht." (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.10.2007)