Der Kontrast zwischen der behäbigen Einrichtung und dem Angebot der Küche ist nicht so stark, wie die Speisekarte vermuten lässt.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Fotos: Gerhard Wasserbauer

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Der Rösslwirt gilt seit jeher als erstes Haus am mit Traditions-Wirtshäusern ziemlich gut ausgestatteten Hauptplatz der Mühlviertler Stadt Perg. Seit Alexander Pochlatko und seine Frau Theresa den schönbrunngelb gestrichenen Gasthof im Vorjahr übernommen haben, gibt es hier neben Backhendl, Wiener Schnitzel und Tafelspitz auch im Ganzen gebratene Meeresfische, allerhand Pasta und Risotti und Carpaccio - natürlich.

Das kommt daher, dass Pochlatko zwar ein Sohn Pergs ist, aber eben auch im Wiener Nobelitaliener "Novelli" werkte. "Am Anfang haben die Leute schon Augen gemacht, als ich angekündigt habe, den Rösslwirt mediterran zu bekochen", erklärt der Küchenchef, "viele wollten wissen, ob wir Pizza anbieten werden". Die gibt es nicht, dafür würden sich die Risotti zu "echten Rennern entwickeln", weil, so Pochlatko, diese Reisgerichte landläufig als kompliziert in der Zubereitung gelten.

Handfest-rustikale Interpretation

Der Kontrast zwischen der behäbigen Einrichtung - massive, geschnitzte und lackierte Holztäfelung, Tonnengewölbe, Kachelofen - und dem Angebot der Küche ist nicht so stark, wie die Speisekarte vermuten lässt, denn Pochlatko interpretiert seine Mittelmeer-Gerichte durchaus handfest-rustikal. Zur Fenchelschaumsuppe serviert er ein kleines, getrüffeltes Kalbsbutterschnitzel, bei der ebenfalls mit Trüffelöl behandelten Maronisamtsuppe spart er nicht mit Obers. Sie wird mit gebackenem Kalbsbries serviert, das kommt in einem Extra-Schälchen zu Tisch: eine externe Suppeneinlage, damit der Knusper erhalten bleibt.

Wolfsbarsch im Ganzen ist auf der sicheren Seite durchgebraten und wird auf Ratatouille serviert, das Rindsfilet mit sehr guten Steinpilzen hätte ohne Trüffelöl in der Sauce vielleicht an Prägnanz gewonnen. Leider auf der patzigen Seite: Die "Knödelvariation" mit Zwetschkenröster von der Dessertkarte. Die Weinkarte bietet fast ausschließlich österreichische Positionen. (Severin Corti/Der Standard/rondo/05/10/2007)